Fazit: Wir kommen wieder - irgendwann

Finnland ist ein ideales Reiseland für Natur- und LandschaftsliebhaberInnen, im hohen Norden fast menschenleer, allein im Großraum Helsinki lebt ein Viertel der Bevölkerung. Nur auf den ersten Blick unspektakulär: sehr viel Wasser, 188.000 Seen, moorig-braune Flüsse, einzigartige Schärengärten; sehr viel Wald auf der grandiosen Moränenlandschaft, Geröllhalden und Granitgestein; wunderbare Nationalparks, Wasservögel, frei laufende Rentiere auf den Straßen; wir haben leider keinen Elch gesehen, dafür jede Menge leckere Beeren gepflückt.

 

Das Reisen in Finnland ist unkompliziert, die Infrastruktur hervorragend – vom gut ausgebauten Straßennetz und den oft beleuchteten Radwegen/Loipen bis zu den zahlreichen Grill- und Übernachtungshütten an den bestens ausgeschilderten Wanderrouten. An allen Grillstellen lagerte immer trockenes Holz unter einem Dach, nebst Säge, Beil und Hackklotz zum Zerkleinern; ein Trockenklo war meistens in der Nähe. In einem Naturschutzzentrum bekamen wir sogar Zündhölzer geschenkt, damit unserer Grillwurst nichts im Wege stand.

 

Die Finninnen und Finnen sind freundliche Menschen, naturverbunden und alle, alle sprechen englisch, manche sogar deutsch. Wir haben hier neue Sportarten gesehen – vom Disco-Golf (Frisbee über 20 oder auch 120 m in einen Drahtkorb werfen, der gerne hinter einem See oder inmitten einer Baumgruppe steht) über den Sommer-Langlauf (auf Rollschuhen oder Kurz-Ski mit Rollen) bis zum Downhill-Radeln (mit bequemer Bergfahrt im Schlepplift) und Stehendpaddeln (gerne auch im Straßenanzug mit Handy am Ohr).

 

Finnland verfügt über eine ungemein reiche Kultur – von den ersten Graffitis aus der Nach-Eiszeit über die Lebensweise der Samen bis zum Nationalepos „Kalevala“ und der karelischen Kantele-Musik. Die legendären Leningrad Cowboys haben international für Aufsehen gesorgt, ebenso wie die Filme der Brüder Aki und Mika Kaurismäki. Vor dieser Reise wussten wir nicht, dass Finnland eine Tango-Hochburg ist. Im prall gefüllten Festivalkalender stehen Folklore-Festwochen und internationale Opernfestspiele, erstklassige Jazz- und Rockkonzerte sowie hochkarätige  Theater-, Kino- und Tanzfestivals.

 

Wir haben in Finnland großartige Architektur kennen gelernt – von der traditionellen Erdhütte der Samen und den mächtigen karelischen Blockhäusern bis zu den Holzhausquartieren und Kirchen von Carl Ludwig Engel im 19. Jahrhundert oder den Hochhäusern, Kirchen und Kongresszentren von Alvar Aalto im 20. Jahrhundert. Die klaren Formen des finnischen Designs begleiten uns ohnehin seit den 1970er/1980er-Jahren, als Ikea den Markt mit Nachahmungen der Küchenutensilien, Glaswaren und Gebrauchskunst der skandinavischen Gestalter beglückte.

 

Das Essen in den Restaurants war durchweg gut, viermal herausragend. Eine geniale finnische Erfindung ist das „Lounas-Buffet“, ein Mittagessen mit Salatbuffet, Suppe und 1-3 Hauptspeisen, manchmal mit Nachspeise, immer inklusive Kaltgetränk und Kaffee/Tee. Im Bereich Mobilfunk und Internet ist Finnland viel weiter als Deutschland – vom Bezahlen auch kleiner Beträge mit Kreditkarte bis zum nahezu überall verfügbaren Funknetz, freiem Internetzugang und kostenlosem WLAN; das fällt uns erst wieder auf, als wir im ersten deutschen Campingplatz einchecken…

 

Finnland ist kein teures Land – vielleicht abgesehen von Alkohol und Nikotin. Wir rauchen nicht und haben wenig Alkohol gekauft. Dafür haben wir oft im Restaurant gegessen und viele Museen, Kunstgalerien, Naturparkausstellungen besucht. Im Norden haben wir häufig in der Natur übernachtet, aber selbst in Helsinki kostete die Campingplatznacht kaum über 30 Euro. Für Übernachtung und Verpflegung, Fähren, Sprit und Mitbringsel haben wir auf dieser Finnland-Reise 32 Euro pro Person und Tag ausgegeben.

 

Deutschland stinkt und rast

17.-19.09. Mit offenem Autofenster fahren ist nicht: Entlang der Autobahn A7 haben die Bauern ihre Güllefässer auf den Feldern entleert. Wir genießen dennoch die Fahrt durch das herbstlich geschmückte Deutschland. Die Bäume legen langsam ihr buntes Gewand an, morgens glitzern dicke Tautropfen auf den Grashalmen, die Waschräume auf den Campingplätzen sind jetzt beheizt.

Nach erlebnisreichen 117 Tagen und rund 10.100 km sind wir gesund und munter zuhause angekommen – und genießen jetzt erst mal ein schönes Glas Rotwein.

 

Ein letzter Blick auf die Öresundbrücke

16.9. Die Finnlines-Fähre bringt uns an einem herrlichen Sonnentag von Malmö über die spiegelglatte Ostsee zurück nach Travemünde, wo wir auf dem sehr ruhigen Parkplatz Kollwitzberg am Travemünde-Strand nächtigen. Wir vermissen jetzt schon die leeren Autobahnen und die gemächlich reisenden AutofahrerInnen, die freundlichen VerkäuferInnen und die langsam schlendernden Menschen in den Städten. Wir müssen uns erst wieder gewöhnen an die zersiedelte Natur, den Lärm und die Hektik in Deutschland.

 

Ein „Muss“ für Motorradfans

15.9. In Huskvarna am Südrand des Vätternsees landen wir eher zufällig zur Mittagspause. Das Museum der Firma Husqvarna bietet dann aber doch eine echte Überraschung. Erwartet hatten wir die allseits bekannten Waldarbeiter-Motorsägen und Aufsitzrasenmäher. Gefunden haben wir einen großen Gemischtwarenladen: Von den Anfängen als königliche Büchsenmacher und Gewehrschmiede hat nur die Jagdgewehre-Produktion überlebt. Dazu gekommen (und wieder eingestellt) sind Töpfe, Pfannen und der erfolgreiche Fleischwolf, Nähmaschinen, Waschmaschinen und eines der ersten Mikrowellengeräte, gusseiserne Öfen und Küchenherde mit Kochautomatik, Fahrräder und überaus erfolgreiche Motorräder: In den 1970er- bis Anfang der 2000er-Jahre war Husqvarna oft Welt- und Europameister der Enduro-Konstrukteure, ab und an auch Fahrer-Weltmeister im Gelände.

Geblieben sind Produkte für Gartenbau und Forstwirtschaft - von der Kettensäge bis zum Rasenkantenschneider; über Gardena ist Husqvarna Weltmarktführer bei den Gartengeräten.

 

Quer durch den Schärengarten

13.-14.9. Für die Rückreise haben wir dieselbe Route gewählt wie für die Anreise. Wieder haben wir Glück und erwischen einen warmen, sonnigen Tag für die Passage durch die Schären vor Naantali und Turku. Kurz vor den Aland-Inseln erwischen wir eine Nebelbank – auch eine besondere Erfahrung, ohne Sicht mit Nebelhorn – dann geht‘s wieder im Sonnenschein gen Schweden. Für die Traverse durch Stockholm brauchen wir nur 10 Minuten auf der mäßig befahrenen, 3-/4-spurigen Autobahn; der Gegenverkehr von Süden fährt weitaus langsamer und in Kolonne.

 

Eine neue Reise