10.5. Emerita Augusta wurde 25 v.u.Z. als Altersruhesitz der römischen Legionäre gegründet. Wie groß und bedeutend die Hauptstadt von Lusitanien war, verdeutlichen drei Zahlen: Das Bild zeigt das römische Theater mit immerhin 6000 Sitzplätzen. Das Amphitheater gleich daneben, das überwiegend für Spektakel mit Gladiatoren und wilden Tieren genutzt wurde, fasst 14.000 ZuschauerInnen. Der Zirkus bot auf 30.000 Plätzen beste Sicht auf Pferde- und Wagenrennen und war einer der größten der damaligen römischen Welt.
Das Los-Milagros-Aquädukt ist zwar nicht ganz so gut erhalten wie das in Segovia, aber nicht weniger eindrucksvoll. Es wurde im 1. Jahrhundert v.u.Z. gebaut, um Wasser vom Stausee in Proserpina nach Merida zu leiten. Die Wasserleitung ist 830 m lang und 25 m hoch. Sie wurde aus Granitquadern und Ziegelsteinschichten um einen Betonkern gebaut. Heute bietet das Aquädukt einen festen Untergrund für unzählige Storchennester – und alle bewohnt.
Die Brücke über den Fluss Guadiana ist eine der längsten Römerbrücken auf der iberischen Halbinsel. Sie spannt sich über eine Länge von 792 m in drei Abschnitten über das breite Tal. Getragen wird sie von 60 Bögen mit den entsprechenden Pfeilern. Und sie hält auch nach mehr als 2000 Jahren noch! Ganz anders als manche Brücke zuhause, die nach kaum 50 Jahren ein totaler Sanierungsfall ist.
Extremadura wird oft mit „extrem hart“ übersetzt. Aus Armut, Perspektivlosigkeit oder Abenteuerlust waren junge Adlige im 15./16. Jahrhundert aufgebrochen, um ihr Glück in der Neuen Welt zu suchen. Sie plünderten, mordeten, zerstörten Zivilisationen und Kulturen – und brachten ihrem Königshaus und der katholischen Kirche großen Reichtum und haben selbst auch ein wenig profitiert. Wieder zuhause ließen die Konquistadoren prächtige Paläste bauen, wie hier in Trujillo, der Heimatstadt von Francisco Pizarro.
Extrem trocken stellten wir uns die Extremadura vor. Das stimmt allerdings nur für den Norden. Im Süden fließt der Rio Guadiana von Stausee zu Stausee. Überall wird sauberer Strom produziert und Wasser abgezweigt für das ausgeklügelte Bewässerungssystem. Die Seen und Flusslandschaften sind Heimat für zahlreiche Vögel – vom Kaiseradler über Mönchsgeier bis zur Brillengrasmücke. Die Bewässerungsgräben versorgen Obstplantagen und Gemüsefelder. Rinder weiden auf bunten Blumenwiesen unter Stein- und Korkeichen.
4.5. In Caceres haben uns die mittelalterlichen Paläste und Herrenhäuser begeistert: außen wehrhaft, wenige Fenster, wuchtige Portale, schier endlose, hohe Mauern, oft mit Turm – und innen ein erster Hof mit Arkadengang und Wasserspiel und nach dem nächsten Gebäudetrakt ein wunderschöner Garten. Einblick in diese Riesenpaläste gewährten städtische Einrichtungen und Museen, die für EU-BürgerInnen kostenlos sind.
Die in sich geschlossene, bestens erhaltene Altstadt von Caceres wurde bereits 1986 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Gebaut wurden sie von Adelsfamilien aus Nordspanien, die ab Ende des 13. Jahrhunderts in die „freie Stadt“ Caceres zogen. Einige dieser Paläste wurden beschädigt, weil sich die Besitzer im Kampf um die Krone gegen Isabella von Kastilien stellten. Im 16. Jahrhundert hatte die monumentale Altstadt ihre heutige Gestalt beinahe vollständig erreicht.