Mächtige Mauern aus Granit

3.5. Avila versteckt sich hinter meterdicken Granitmauern, die von 2500 Zinnen und 88 Türmen gekrönt werden. Die Apsis der Kathedrale wurde in die Stadtmauer integriert und bildet ihr mächtigstes Element. Neun Tore führen durch den komplett erhaltenen Mauerring in die Altstadt. Wir wählen die Puerta del Carmen, die in Sichtweite des kostenlosen Womo-Stellplatzes von Avila liegt.

Kulinarisch lockt Avila mit „Yemas de Santa Teresa“, einem Gebäck aus Eigelb, Zucker und einem Hauch von Limonen – überaus kalorienreich und sehr lecker; leider nicht lange haltbar, sodass es als Souvenir ausscheidet. Die Stadt ist auch bekannt für ihre Fleischgerichte vom Weiderind. Wir testen Chuletón de Avila, ein 700-Gramm-Kotelett für zwei Personen, scharf angebraten auf beiden Seiten, innen blutig und superlecker.

Unter Marschmusikbegleitung sind junge Soldatinnen und Soldaten des 1. Regiments des Königs in antik anmutenden Uniformen aufmarschiert. Ihnen gegenüber mit Orden reich dekorierte Offiziere und ein paar Zivilisten, daneben ein großer Block (vermutlich) Gemeinderäte, VertreterInnen von Organisationen, BürgerInnen. Nachdem unter Absingen der Nationalhymne ein Kranz niedergelegt war, hatten erst die Honoratioren, dann alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, zur königlichen Fahne zu schreiten und sich zu verneigen.

Römische Baukunst trifft Adelspaläste

30.4.-3.5. Allein das römische Aquädukt ist einen Besuch in Segovia wert: In einem weiten Bogen, meist zweistöckig, überwindet die Wasserleitung mühelos die 29 Meter Höhenunterschied zwischen den beiden Hügeln. Auf einer Gesamtlänge von 728 Metern wurden Quader aufeinander gestapelt und die Rundbögen exakt eingepasst – ganz ohne Mörtel oder Klammern. Die großartige Leistung der römischen Baumeister war bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb.

Der Alcazar diente im Mittelalter als Königspalast. Isabella die Katholische ging von hier zur Plaza Major von Segovia und ließ sich 1474 zur Königin proklamieren. König Philipp II feierte hier seine vierte Hochzeit mit Anna von Österreich und ließ den Alcazar erweitern, beispielsweise um die Turmspitzen aus Schiefer. Das ähnelt einer mitteleuropäischen Burg - und unterscheidet ihn von allen kastilischen Burgen seiner Zeit.

Heute dient der Alcazar auch als Militärmuseum und ist Sitz des Militärischen Hauptarchivs. Wir gehen etwas lustlos an den Kanonen vorbei, sehen uns die zahlreichen Rüstungen an – für Erwachsene, Kinder, Pferde. Die ritterliche Schuhmode hat uns dann doch begeistert. Es gab auch Rüstungen mit klobigen Schuhhüllen für kantige Treter. Aber die Schnabelschuhe sind doch herzallerliebst; gehen kann man damit allerdings nicht, denn die Spitzen sind nach unten geneigt.

Die Adelspaläste wirken sehr groß, repräsentativ und wehrhaft. Viele haben einen Turm, den manchmal ein belebtes Storchennest ziert. Sie zeugen vom Reichtum in Segovia im ausgehenden Mittelalter. Wir stellen die Räder ab und schlendern durch die Pflastergassen, vorbei an Palästen und lauschigen Plätzen. Von 11 bis 14 Uhr füllen sich die Straßen, anschließend die Restaurants; auch wir schlemmen die hiesige Spezialität Cochinillo (Spanferkel). Nachmittags erwacht die Stadt erst wieder nach 17 Uhr.

Eine neue Reise