Ins sonnige Katalonien

In Katalonien wollen wir auf den Spuren von Dali, Picasso und Gaudi wandeln. Wir sind sehr gespannt auf den katalanischen Frühling.


 

Auf römischen und christlichen Spuren

13.-16.4. Tarragona ist eine sehr alte Stadt und war in der Antike weit bedeutender als Barcelona. Heute ist sie vor allem eine bedeutende Industriestadt mit dem zweitgrößten Hafen Kataloniens. Auf unserer Radtour durch die Hafenanlagen haben wir riesige Kohlehalden, Öllager und chemische Anlagen gesehen. Von der 4 km langen Mole aus hat man nicht nur die Smogschwaden über den Industriebetrieben im Blick, sondern auch die beste Aussicht auf die moderne Stadt und die darüber liegende Altstadt, die von der Kathedrale gekrönt wird.

Von den Römern erhalten geblieben sind Reste des Amphitheaters und des Circus, in dem Wagenrennen und andere Belustigungen stattfanden. Auch die Eingangstore zur Altstadt sind römischen Ursprungs, ebenso wie die mächtigen Mauern im Norden und der Turm des Prätoriums, gleich neben dem archäologischen Museum. Wir haben in einem Restaurant gegessen, das eine römische Treppe und antike Mauerreste im Inneren integriert hat; nur dort, wo die alte Steintreppe zu holprig oder die Stufen zu hoch waren, war modernisiert worden.

Groß, still und überaus schlicht präsentiert sich die Kathedrale mit ihren romanischen und gotischen Bauteilen. Der reich verzierte Hochaltar, das geschnitzte Chorgestühl und die Holz-umfasste Orgel haben uns sehr beeindruckt, die später angebauten Seitenkapellen mit Werken aus dem 14. -20. Jahrhundert weniger. Tarragona (nicht Barcelona) ist Sitz des Erzbischofs; entsprechend erstreckt sich hinter der Kathedrale - und hinter hohen Mauern - einige Priesterseminare, Fortbildungszentren, Schulen etc.

Den Kreuzgang der Kathedrale betreten wir durch ein romanisches Portal mit ausdrucksstarken Steinmetzarbeiten. Im Kreuzgang sind noch maurische Einflüsse spürbar: viele Ornamente an den Durchbrüchen und in den Rosetten darüber; die Gewölbe ruhen auf Simsen, die auch mal mit einem Kamel oder einem pausbäckigen Kopf verziert sind. Bei den fein gearbeiteten Kapitellen hat uns die „Prozession der Ratten“ erfreut, die feierlich eine Katze zu Grabe tragen.

Die Küste südlich von Tarragona ist industriell geprägt, das Hinterland wird immer flacher. Beim Spaziergang von unserem Camping Las Palmeras Richtung Norden kommen wir zu schönen, einsamen Badebuchten, die nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar sind. Die felsige Küste hat auch bei bedecktem Wetter ihren Reiz. Haben wir schon berichtet, dass es seit Südfrankreich nicht mehr geregnet hat?

Flanieren und flanieren lassen

8.-12.4. Die klassische Flaniermeile in Barcelona sind die Rambles zwischen Placa de Catalunya und dem Kolumbusdenkmal am Hafen – ein breiter Boulevard mit schmalen Fahrbahnen links und rechts sowie Freiluftkneipen, Souvenirshops und Zeitungsständen auf dem breiten Spazierweg. Die Platanen entfalten gerade das erste Grün. Entlang der Rambles reihen sich Theater, Museen und die traditionsreiche Markthalle La Boqueria; der Palast Güell und das Barri Gotic sind nur wenige Meter entfernt.

Die schönsten und meist als Unesco-Weltkulturerbe verzeichneten Paläste von Gaudi und Kollegen fanden wir im nördlich anschließenden Stadtteil Eixample. Entlang des Passeig de Gracia warten die internationalen Modeketten und Haute Couture-Häuser auf Kundschaft – und die flaniert auch hier reichlich. Die Casa Batllo von Gaudi (rechts) beeindruckt mit ihren bunten Mosaiken und knochenförmigen Säulen. Bei der Casa Amatller daneben hat Puig i Cadafalch zumindest den Keramik-besetzten Stufengiebel dem Mittelalter entlehnt.

Auch El Born ist ein In-Viertel mit vielen Szenekneipen und Musikbars. Wie gut die besucht sind, wissen wir nicht, denn zu unserer normalen Schlafenszeit gehen die Nachtschwärmer gerade erst aus dem Haus. Das Gebäude aus Eisen, Holz und Glas war früher der Hauptmarkt Barcelonas, später Veranstaltungshalle. Als sie umgebaut werden sollte, hat man im Untergrund Ruinen von Häusern aus dem 18. Jahrhundert gefunden – und nicht wieder zugeschüttet. Die geschichtsbewussten Katalanen haben hier ein Museum über den alten Straßenzügen eingerichtet sowie eine Bibliothek, ein Veranstaltungs- und Kulturzentrum.

Wer die Kunstwerke der spanischen Meister der Neuzeit sehen will, hat die Wahl zwischen dem Museu Picasso im gotischen Viertel und der Fundacio Joan Miro auf dem Montjuic. Von Pablo Picasso sind viele Skizzenblätter aus jungen Jahren und wenige bekannte Bilder zu sehen; das einzig interessante für Beate war die temporäre Ausstellung mit vergleichenden Werken von Picasso und Salvatore Dali. Bruno war sehr begeistert von der Miro-Ausstellung mit den farbenfrohen Bildern aus allen Schaffensperioden, mit Wandteppichen, Installationen – und dem grandiosen Blick über die Stadt.

Gaudis Meisterwerk – die Sagrada Familia

In der Hauptstadt des Modernisme

8.-12.4. Barcelona begeistert durch die vielen Modernisme-Gebäude und -Verzierungen, der spanischen Variante des Jugendstils. Vor allem Antoni Gaudi und Lluis Domenech i Montaner haben hier ihre Spuren hinterlassen. Und das nicht nur in den modernen, großzügig quadratisch angelegten Straßenzügen, sondern auch im engen, dunklen, verwinkelten Barri Gotic. Den mit Schwalben und einer Schildkröte geschmückten Briefkasten fanden wir hinter der Kathedrale an einem Haus aus dem 15. Jahrhundert mit schönem Arkaden-Innenhof.

Der Park Güell ist nur eines der zahlreichen Werke von Gaudi. Wir spazieren durch den frei zugänglichen Teil des Parks und genießen den Blick über Barcelona und die Küste. Für den Eintritt in den unteren Parkbereich mit der wunderbar geschwungenen Bank aus Keramik-Mosaiken, der riesigen Säulenhalle und dem Museum hätten wir vier Stunden warten müssen; das sparen wir uns und wandern weiter zur Sagrada Familia, Gaudis Meisterwerk und Wahrzeichen von Barcelona.

Das Hospital Sant Pau ist ein meisterliches Werk von Montaner. Eine Stadt in der Stadt sollte es sein, ein symmetrisch angelegter Krankenhauskomplex mit ursprünglich 48 geplanten Pavillons; gebaut wurden dann 27 Häuser, 16 davon im katalanischen Jugendstil – wunderschön verziert mit Türmchen, Reliefs und Skulpturen, ausgeschmückt mit Keramik-Mosaiken und gekrönt von bunt glänzenden Kuppeln. Montaner holte die Natur ins Krankenhaus, indem er bei jedem Pavillon zwei Gärten anlegen ließ: Ein Park-Krankenhaus war damals etwas komplett Neues.

Aus dem Camper-Alltag

Strom ist nicht gleich Strom - auch, wenn er aus der Steckdose kommt. Unser Strom auf dem Campingplatz ist mit 8 Ampere abgesichert und kostet 4 Euro pro Tag. Würden wir das Doppelte investieren, hätten wir Strom mit 16-Ampere-Absicherung. Machen wir aber nicht. Deshalb haut es uns jedes Mal die Sicherung raus, wenn wir nicht aufpassen und den Wasserkocher und den Fön gleichzeitig nutzen. Auf dem Camping El Masnou bei Barcelona haben wir vollends auf Strom (4 Ampere-Absicherung für 5,50 Euro) verzichtet.

Spanische Mittagsmenüs sind nicht mit den Tagesessen in deutschen Gaststätten vergleichbar. Für gerade mal 10 bis 15 Euro wird man kulinarisch verwöhnt und richtig satt. Denn die Menüs sind immer mit Vorspeise und Hauptspeise, mit einem Getränk zum und Café nach dem Essen, manchmal zusätzlich mit Nachspeise oder einem Sangria als Aperitif. Einmal haben wir sogar eine ganze Flasche Vino Negre zum Essen bekommen, ebenso wie unser Nachbar, der allein am Tisch saß; man muss sie ja nicht austrinken.

Die wilde Küste wird urbaner

7.4. Rund um den Golf von Roses war die Strandbebauung noch eher zurückhaltend. Hinter Palamos schlängelt sich dann die Küstenstraße von einer Urbanisation zur nächsten. Die Höhepunkte der Urlaubskultur in Tossa de Mar und Lloret de Mar haben wir ausgelassen und sind gleich auf dem Campingplatz von El Masnou eingecheckt. Von hier aus wollen wir die katalanische Hauptstadt Barcelona erkunden.

Durch Obstgärten zu den alten Römern

3.4. Die Radwege führen uns abseits der Straße durch fruchtbares Land: Die ersten Obstbäume blühen in allen Rosa-Schattierungen, manche sind noch kahl, manche mit bunten Bändern umwickelt, um die Äste in die ertragreichste Form zu erziehen. L’Escala empfängt uns mit einer belebteren Strandpromenade und einem wunderschönen Blick über den Golf bis nach Roses. Die Strände sind noch weitgehend leer, im Wasser nur hartgesottene Surfer; auf der Promenade tummeln sich die Touristen auf Füßen, Rädern, Inlinern.

Zwischen l’Escala und Sant Marti d’Empuries, bequem über die Strandpromenade erreichbar, erstreckt sich ein riesiges Ruinenfeld: Bereits im 6. Jahrhundert v.u.Z. hatten die Griechen auf einem Bergsporn in beherrschender Aussichtslage einen Handelsplatz gegründet. Später kamen die Römer und bauten die Stadt weiter aus – mit Tempeln und Statuen, Marktplatz und Kasernen, Villen und Handwerkerhäusern. Ein Teil der römischen Stadt ruht noch unter den Erdmassen und harrt seiner Ausgrabung.

Im Teatre-Museu Dali in Figueras

Erholsame Tage in Sant Pere Pescador

31.3. – 5.4. Auch von Sant Pere Pescador aus, einem Dorf an der Küste weiter südlich, kann man gut in den Naturpark Aiguamills de l’Emporda radeln. Die ausgedehnte Sumpf- und Brackwasserlandschaft bietet Störchen, Reihern und Flamingos gute Brutmöglichkeiten. Frösche, Aale und Wasserschildkröten fühlen sich ebenfalls wohl. Natürlich gibt’s hier auch viele Entenarten und Schwäne, Bussarde und Kormorane. Uns hat die regungslos brütende Moorhenne begeistert.

Der Golf von Roses ist im Sommer sicher voller Touristen. Zu Ostern füllt sich auch unser Campingplatz, vor allem mit deutschen UrlauberInnen. Am Strand nutzen einige Kite-Surfer im Neoprenanzug den stürmischen Wind; Sonnenanbeterinnen liegen nur in den windgeschützten Zonen; Spaziergänger haben bald den Mund voller Sandkörner. Ansonsten gibt es Platz ohne Ende, leere Strände, leere Fußgängerzonen, noch viele geschlossene Hotels, Campingplätze und Restaurants, nur vereinzelt Souvenirstände.

Türmchen stapeln in Castillo d‘Empuries

Umgeben von Naturparks

Roses ist nicht nur Sommerfrische. Hier haben schon Griechen und Römer gesiedelt; das ganze Jahr über leben hier 20.000 Menschen. In der Umgebung gibt es nicht nur Menhire und Megalith-Gräber, sondern auch drei wunderbare Naturparks: Das Cap de Creus markiert den östlichsten Punkt Festland-Spaniens inmitten eines 8000-Hektar-Naturparks. Cap Norfeu bietet über und vor allem unter Wasser eine Schutzzone für allerlei Tiere und Pflanzen. Im Naturpark Aiguamills de l‘Emporda haben wir diese Seidenreiher entdeckt.

Ein bedeutender Fischereihafen

28.3. Der Fischereihafen von Roses ist noch voll in Betrieb. Auf riesigen Arealen sind die Netze zum Trocknen und Reparieren ausgebreitet. Die Fischerboote sind spezialisiert auf den Fang bestimmter Fische und Meerestiere: Einige tragen Reusen für Krebse und Langusten. Andere haben bunte Bojen mit Fahnen an Bord, die den Ort der ausgebrachten Netze markieren. Wieder andere fahren nachts aufs Meer und locken die Fische mit starken Lichtquellen in die Netze.

Roses schmückt sich für Ostern

27.3. Überall in Roses wird geschrubbt und gewerkelt. Arbeiter erneuern die Platten der Strandpromenade, pflanzen junge Sträucher und Blumen, fegen den Sand von den Gehwegen (diese Mühe ist allerdings umsonst bei den immer noch heftigen Sturmböen). Gute Geister putzen die Fenster der Geschäfte, räumen die gestapelten Stühle von den Restauranttischen und bereiten die Terrassen für die Gäste vor – vereinzelt.

Das Gros der Läden und Kneipen, der Hotels und Ferienwohnungen bleibt aber wohl noch eine Weile geschlossen. Das ist auch kein Wunder, denn laut diesem Schild an einer historischen Verteidigungsanlage über dem Golf von Roses dauert der Winter hier von Mitte September bis Mitte Juni. Erst danach kommt der Touristenrummel so richtig in Schwung – was uns ja nicht wirklich stört.

Im Land der großen Entfernungen

Am 26. März 2015 reisen wir in Spanien ein. Die erste Station ist gleich eine ganz große: Der Bahnhof in Portbou hat – ebenso wie sein französischer Nachbarbahnhof in Cerbère – riesige Gleisanlagen in doppelter Ausführung und ein immens großes Stellwerk. Hier enden die meisten Züge wegen der noch immer unterschiedlichen Spurweiten in Europa.

Zur Einstimmung ein paar Filmchen

Eine neue Reise