Isla Grande de Tierra del Fuego

23.12. Der chilenische Teil von Feuerland ist sehr dünn besiedelt. Die Landschaft hat sich kaum verändert: wieder patagonische Steppe, kümmerliche Böden, baumlos, nur vereinzelt Büsche. An einer Salzlagune grasen die Tiere der Estanzia – Alpacas, Schafe und Guanacos friedlich auf einer Weide, Magellan-Gänse an einem mäandernden Bachlauf. Die Idylle trügt, es ist ein überaus hartes Leben in dieser kargen, windumtosten Gegend. In dem Haus werden die Schafe im Akkord geschoren und anschließend über die Rutschen in die Freiheit entlassen; links lagern die Wollballen.

 

In die wilden Waldgebiete

24.12. Wir haben in San Sebastian in Sichtweite der chilenisch-argentinischen Grenze übernachtet. Das Aus- und Einreiseprocedere dauert nur eine Stunde; nach der chilenischen Piste kommen wir nun wieder auf beste argentinische Asphaltbänder. Wir düsen vorbei an der riesigen Estancia Sara (von der litauischen Braun-Dynastie) und der Salesianer-Missionsstation mit landwirtschaftlichem Ausbildungs- und Schulzentrum nahe Rio Grande, dann weiter durch den patagonischen Wald. Der wirkt kahl und zerzaust, ist mit Bärten behangen. Es ist sehr windig.

 

Nach der Mittagspause in Tolhuin und Einkauf in der legendären Bäckerei „La Union“ geht es am Lago Fagnano (hier war die Heimat der Selk’Nam) entlang und auf die Höhe des Garibaldi-Passes (460 m). Nun werfen wir einen ersten Blick Richtung Beagle-Kanal. Wir folgen einem mäandernden Flusslauf, vorbei an Biberbauten und feuerländischem Sumpfland (Purbales), das mit seinen Rot- und Orangetönen das Auge erfreut. Wandern möchten wir hier nicht, angesichts der vielen Pfützen und Seen und des nachgebenden Untergrunds.

 

Sumpfland in der Cordillere Darwin

Weihnachten in Ushuaia

25.12. Wir sind in der südlichsten Stadt der Welt. Nach einer Vormittagswanderung in die Hügel und ein Skigebiet oberhalb Ushuaias, kommen wir mittags in die fast menschenleere Stadt, spazieren an geschlossenen Geschäften und Restaurants vorbei. Wir finden dennoch eine schöne Kneipe und genießen das Weihnachtsmenü. Am Nachmittag öffnen einzelne Souvenirläden, sodass wir doch noch ein paar Postkarten kaufen können. Weihnachten ist halt in der christlichen Welt ein hoher Feiertag.

 

Auf dem Beagle-Kanal

Am späten Nachmittag starten wir zur fünfstündigen Schiffsreise auf dem Beagle-Kanal, dem zweiten natürlichen Verbindungsweg zwischen Atlantik und Pazifik. Wir sehen Kormorane und Magellan-Gänse, Seelöwen und drei Pinguinarten, darunter die bereits bekannten Magellan-Pinguine und zwei hier brütende Paare Kaiserpinguine; die sind alle Pfeil-schnell im Wasser. Gegen 22.00 Uhr – also zur normalen, argentinischen Abendessenszeit – erwartet uns im gut geheizten Aufenthaltsraum auf dem Camping Rio Pipo ein zünftiges (Geburtstags- und Weihnachts-) Asado.

 

Falklandkrieg und der Zugang zur Antarktis

Auf Erinnerungen an den Falklands-/Malvinas-Krieg  treffen wir häufig. 1982 wollte die Militärjunta von innenpolitischen Problemen ablenken und befahl den Überfall auf die Inselgruppe. Sie rechnete nicht mit einem Rückschlag Großbritanniens, eher mit der Einmischung Chiles und sandte daher die Elitetruppen an die chilenische Grenze; auf die (kalten, windigen) Malvinas schickte sie junge, schlecht ausgebildete Rekruten mit Ausrüstung aus dem (feucht-heißen) Inland. Margret Thatcher kam der Angriff auch innenpolitisch zupass; sie schickte ihre Kriegsmarine in den Südatlantik.

 

Das Ende des Falklands-/Malvinas-Krieges ist Geschichte: 258 Gefallene und 777 verwundete Soldaten, Seeleute und Flieger hatte Großbritannien zu beklagen. 649 Gefallene und 1068 verwundete Soldaten, Seeleute und Flieger waren es auf argentinischer Seite. Die Militärjunta musste abtreten, seit  1983 hat Argentinien wieder demokratisch gewählte Regierungen. Die BewohnerInnen der Falklands sprachen sich zuletzt 2013 in einem Referendum mit 99,8 % für den Erhalt des Status Quo als britisches Überseegebiet aus.

 

Ab jetzt geht es Richtung Norden

26.12. Ushuaia markiert den südlichsten Punkt – und zugleich auch ungefähr die Mitte – unserer Südamerikareise: Wir sind seit 18 Tagen unterwegs und haben noch 16 Tage vor uns. Wir sind zwar auf direktem Weg nur gut 3000 km von Buenos Aires entfernt, tatsächlich sind wir aber mehr als 5000 km gefahren; knapp 5000 km liegen bis Santiago de Chile noch vor uns. Heute schaffen wir 440 km davon, nebst einem Grenzübertritt, der wegen geschmuggeltem Obst gut 90 Min. dauert. Wir übernachten bei einem Hostal in Cerro Sombrero kurz vor der Magellan-Straße, umgeben vom Duft der Petrochemie.

 

Eine neue Reise