30.5. Das Wetter wird schlechter, die Sicht auf die Berge durch Wolken und Nebel versperrt. Island empfängt uns mit Regen. Die Zollformalitäten sind schnell erledigt: Wir sind eines der wenigen Fahrzeuge, die durch das „Rote Tor“ zum Zoll Fahren; unsere 23 kg zusätzlich zu den Freibeträgen eingeführte Lebensmittel kosten rund 22 Euro Einfuhrzoll – Welcome in Iceland und gute Reise. Einige der Wagen, die „nichts zu verzollen“ hatten, werden gründlich gefilzt und möglicherweise zur Kasse gebeten.
29.5. Wir sind wieder auf der Fähre und reisen durch den Inselarchipel. Die steilen Bergflanken sind moosgrün, viel Wasser fällt und strömt zum Meer. Die Bergspitzen sehen wir selten, sie hüllen sich in Wolken. Eine bizarre Landschaft, die wir im August noch näher erkunden wollen.
29.5. Heute dürfen wir auf den Färöer-Inseln vier Stunden an Land. Wir spazieren durch Torshavn, eine der kleinsten Hauptstädte der Welt. Schon von weitem grüßt das Regierungsviertel – rote Holzhäuser mit Grasdächern, überschaubar klein. Im modernen Torshavn überwiegen Stein, Beton und Wellblech. Überraschend viele Geschäfte umwerben die Kundschaft, die nicht nur von den Inseln kommt. Überraschend sind die vielen Frühlingsblüten, die hier im milden Meeresklima gedeihen.
28.5. Die See ist heute rauer, auf den bis zu 5 m hohen Wellen tanzen Schaumkrönchen, die Temperaturen sind im Keller. Die steife Brise lässt sich nur direkt an der Bordwand gut aushalten. Wir gleiten an den Shetland-Inseln vorbei und sind nun im Nordatlantik.
27.5. Endlich auf der ruhigen Nordsee: niedrige Wellen, die Sonne lacht, das Norröna-Abendessen-Buffet ist überaus üppig und sehr lecker. Zum Sonnenuntergang grüßen die Windräder an der südnorwegischen Küste.
26.5. Wir genießen die warme Sonne unter strahlend blauem Himmel und unser erstes dänisches Bier im Hirtshals Kro. Auf dem Campingplatz treffen sich die Island-Reisenden: ein paar wenige Expeditionsfahrzeuge, einige Landrover und Toyota-Allradler, viele VW-Busse und eine Reisegruppe mit vier Oldtimer-Trabbies. Morgen startet unsere Fähre Richtung Island. Wir sind sehr gespannt auf diese besondere Nordland-Reise.
25.5. Am Ende des Ostseefjords Schlei liegt Schleswig, ein alter Fischerort mit traditionsreichem Fischereiverein und der Totengilde „Holmer Beliebung“ (seit 1650) in der Fischersiedlung Holm. Wir schlendern durch die gewundenen Gassen mit renovierten Fischerhäuschen, Rosenstöcken und „Klöndören“, den quergeteilten Türen für das gemütliche Gespräch. Zurück im „bürgerlichen“ Stadtkern werden die Häuser höher und mächtiger: Die von 1517 bis 1952 genutzte Hofapotheke lädt heute zum Kaffeeklatsch, im Graukloster (13. Jh.) residiert die Stadtverwaltung.
Die kleine Hexe reitet auf ihrem Besen durch das linke Seitenschiff des Doms St. Petri. In der imposanten Hallenkirche bewundern wir weitere bemerkenswerte Schätze – von der Dreikönigsgruppe (13. Jh.) über das (leere) Grabmal König Friedrichs I. bis hin zum farbenfrohen Marienaltar-Triptychon von Max Kahlke (1927). Der Brüggemann-Altar mit fast 400 geschnitzten Figuren wurde 1666 aus der Bordesholmer Klosterkirche in den Dom gebracht. Schloss Gottorf, im 16. und 17. Jh. ein kulturelles Zentrum Nordeuropas, dient zwei Landesmuseen als Domizil.
23./24.5. Anne und Felix hatten wir auf unserer ersten langen Reise in Lettland kennengelernt; wir sind 2014 ein Stück zusammen gereist, geradelt und mit dem Kanu im wunderbar-ursprünglichen Gauja-Nationalpark gepaddelt. Schon damals sind die Beiden nachhaltige Estland-Fans geworden. Sie haben estnisch gelernt (Respekt!) und sind jedes Jahr ein paar Wochen mit ihrem „Trevor“ durch die baltischen Staaten nach Estland und auf die Inseln Saaremaa und Hiiumaa gereist.
Auf ihrem Hof Fylgja haben sie uns köstlich bewirtet, mit superfrischem Spargel vom Nachbarhof und gebackenem Schafskäse mit glutenfreier Panade – super-lecker!!! Hier haben wir unsere ersten Island-Pferde gesehen – schöne, kleine, rotbraune Pferde mit langer, seidiger Mähne. Im Nachbarpaddock trotten zwei schottische Highlandponies neugierig auf uns zu – etwas größer mit fast weißem Fell; insgesamt zwölf Pferde stehen bei Anne und Felix auf den Koppeln, alle als therapeutische Pferde ausgebildet, manche haben die Arbeitsphase hinter sich und dürfen ihr Altenteil genießen.
21./22.5. Wir sind wieder auf Tour, seit Sonntagnachmittag in der „Stadt, die Wissen schafft“, wie das Göttinger Stadtmarketing so nett behauptet. An fast jedem Haus der Altstadt sind Namensplaketten berühmter Künstler und Wissenschaftler angebracht, die hier kurze oder längere Zeit gearbeitet oder geforscht, gelehrt oder Handel getrieben haben. Im Alten Rathaus bewundern wir den gotischen Laubengang und die Wände der Halle, auf der die Stadtgeschichte bis hin zu den trinkfreudigen Studentenverbindungen dargestellt ist.
Den Markt vor dem alten Rathaus ziert seit 1901 das Wahrzeichen der Universitätsstadt Göttingen: der Marktbrunnen mit dem Gänseliesel. Die Jugendstilfigur steht bei den Doktoranden hoch im Kurs. Nach altem Brauch küsst jeder frisch gebackene Doktor nach bestandenem Examen die Bronzestatue auf die Wange, viele schmücken sie zudem mit Blumen. So wurde das eigentlich arme Mädchen, das seine Gänse hütet, zum „meistgeküssten Mädchen der Welt“.
Keine Weltstadt ohne Bahnhof: Der Göttinger Bahnhof wurde 1854 nach Plänen von Conrad Wilhelm Hase errichtet. 1887 wurde der Zugang ebenerdig verlegt und Seitenpavillons erweitert, 1923 kamen Gebäudeflügel hinzu. Das Ensemble im Rundbogenstil sieht man auch heute noch vom zubetonierten Vorplatz mit drei lieblosen Wasserspielen aus. Wir fanden den seitlichen Blick durch die Glyzinien-Arkaden und die Fahrradstellplätze schöner.