Kleine Routenanpassung

Pingvellir, die dritte Station des Goldenen Rings – nur 49 km vom religiösen Zentrum Skalholt entfernt – besuchen wir später. Zunächst wollen wir wieder zurück an die Küste, dann umrunden wir die Halbinsel Reykjanes und statten der nördlichsten Hauptstadt der Welt einen Besuch ab. Erst danach fahren wir zum Versammlungsort der freien Männer, die sich hier seit dem Jahr 930 alljährlich trafen, um Gesetze festzulegen, Gericht zu halten, Handel zu treiben, Ehen zu stiften etc. Geologisch interessiert uns in Pingviller natürlich das Auseinanderdriften der Kontinentalplatten.

 

Eyrarbakki und Stokkseyri, vor 100 Jahren noch bedeutende Fischerei- und Handelszentren, empfangen uns mit Regenschauern. Das „Rauda Husid“, ein sehr empfohlenes Fisch- und Hummerrestaurant in Eyrarbakki, ist mittags leider noch geschlossen. Wir schlendern zum Heimatmuseum im ältesten Haus (erbaut 1765), blicken kurz über die Lavamauer zum Meer. Vorbei am wenig einladenden Staatsgefängnis geht es nach Stokkseyri. Das Geistermuseum finden wir nicht, die Ausstellung mit ausgestopften Tieren interessiert uns nicht. Wir igeln uns dann in Frida ein.

 

17. Juni, Nationalfeiertag in Selfoss

Jahrhundertelange Bischofstradition

Skalholt war im Mittelalter Islands religiöses Zentrum und ein bedeutender Schulort. Im Inneren der Kirche (die heutige ist die 11. oder 12. an dieser Stelle) sind alle (!) Bischöfe seit Isleifur Gissurarson (1056 – 1080) verzeichnet. Nach der Reformation 1541 wurde das katholische Zentrum als protestantisches nahtlos übernommen. Die Bischöfe residierten hier bis 1796, danach in Reykjavik, wo 2012 Agnes M. Sigurdardottir zur ersten Bischöfin gewählt wurde. Die kleine Grassoden-Kirche dient wohl im Winter als Gotteshaus, weil sie sich leichter heizen lässt.

 

Durchs fruchtbare Bauernland

Auf den Straßen 30 und 35 südlich von Geysir und Gulfoss fahren wir durch Geothermalgebiet. Fludir und Reykholt liegen in lieblicher Landschaft. Fruchtbare Erde ermöglicht die Milchvieh- und Pferdezucht. Gerade wird das erste Gras gemäht und zu großen Plastik ummantelten Ballen gepresst; drei Heuernten pro Jahr sind möglich. Der warme Boden gibt aber noch mehr her: Tomaten, Gurken und Erdbeeren reifen hier in Gewächshäusern, heiße Quellen erhitzen Häuser, Schwimmbäder und Hot Pots. Wir aalen uns im Bad von Brautarholt – sehr entspannend.

 

Aus dem Camper-Alltag

Skyr ist eine kulinarische Spezialität, die in Island erfunden wurde: pur aus Magermilch, Lab, Milchsäurebakterien und sonst nix hergestellt; geschmacklich angereichert kommen zusätzlich Blaubeeren, Erdbeeren, Vanille, Beerenmix oder exotische Früchte hinzu. Das Ganze ist fast fettfrei, Joghurt-artig, von fester Konsistenz und schmeckt überragend lecker (auch Beate, wenn sie eine Laktase-Tablette nimmt). Dass der Dorsch, der vor der isländischen Küste gefangen wird, ebenfalls ein Gedicht ist, hatten wir wohl schon berichtet.

 

Brot dagegen ist eine andere Geschichte: In den Supermarkt-Regalen dominieren viele Meter weit und fünfstöckig verschiedene gummiartige Variationen von Toastbrot. Daneben gibt es einen Meter, ebenfalls fünfstöckig, abgepackte Brote, die sich etwas härter anfühlen. Wir hatten schon Vollkornbrot, quittengelbes Maisbrot, mit Malz dunkel gefärbtes Brot, „flatbraud“ (ähnelt Knäckebrot, ist aber weich) und „Rugbraud“, ein süßes Roggenbrot; in der Variante „Hverabraud“ wurde Roggenbrotteig 24 Stunden in heißer Erde gebacken. Aber es gibt zum Glück auch Bäckereien …

 

Der goldene Wasserfall

14.6. Endlich mal ein Wasserfall: Über zwei Stufen, 11 m und 21 m hoch, stürzen durchschnittlich 109 cbm Wasser pro Sekunde in den engen Canyon – jetzt im Frühjahr können es auch mehr sein. Die Gischt brandet zu beiden Seiten an die Felsen, je nach Windrichtung auf den mittleren oder unteren Teil des Wegs zur Felsplattform. Als dann die Sonne den Gullfoss in gleißendem Licht strahlen lässt und den Regenbogen im Wasserfall und auf der Wiese erglühen lässt, ist der Tag perfekt. Wenn da nicht das Texten und Fotos formatieren für die Homepage wären …

 

Der Namensgeber schweigt

Es zischt und dampft und duftet etwas streng: Das Geothermalfeld rund um den Großen Geysir ist nicht zu übersehen. Wenn auch der Namensgeber aller Springquellen seine hohen Fontänen eingestellt hat, etwas blubbern und rauchen kann der Stora-Geysir noch. Sein Nachbar Strokkur ist da viel zuverlässiger und präsentiert sein Schauspiel alle 5 – 10 Minuten: erst blubbert eine blaue Blase empor, dann schleudert der kochende Wasserdampf eine Wasserfontäne unter lautem Getöse 20 – 30 m hoch; meist folgt eine zweite, kleinere Fontäne. Dann wieder minutenlang leichtes Blubbern.

 

Hochlandfeeling auf der Piste

12.6. Wir fahren an den Rand des Hochlands (die Pisten ins Landesinnere sind immer noch gesperrt), immer in Sichtweite des aktiven Vulkans Hekla. Unser Ziel am Ende der ruppigen Piste ist der historische Hof Stöng, der 1104 bei einem Hekla-Ausbruch unter meterdicker Asche und Bimsstein verschüttet wurde. Die Grundmauern des Bauernhofs wurden 1939 frei gelegt und mit einem Dach geschützt. Das Langhaus misst 12,25 x 5,85 m, zwei Seitenflügel (Toilette/Waschplatz sowie ein Vorratsraum) zweigen davon ab. Wir wandern zur Schlucht Gjain: Wasserfälle über Basaltsäulen.

 

Eine neue Reise