Durchs kalte Tal nach Norden

28.7. Unsere dritte Hochlandtour führt uns auf der Straße 550 durchs Kaldidalur, durch das kalte Tal zwischen der Eiskappe des Ok sowie des Poris- und des Geitlandsgletschers (letzterer ist eine Zunge des Langjökull). Bis zur Abzweigung der 52 Richtung Borganes ist die Straße asphaltiert, danach wird sie schmäler und etwas anstrengend. Wir rumpeln durch die Grundmoränenlandschaft mit braun-grauen Steinhalden und tonnenschweren, übermenschengroßen Einzelexemplaren. Ein paar Grasnelken und wilder Thymian widerstehen der Ödnis und stemmen sich gegen den Wind.

 

Am höchsten Punkt der Kaldidalur (727 m) ist ein mächtiger Steinhaufen aufgetürmt, der Blick rundum schweift in die Ferne. Die meisten Berge sind nur rund 1000 m hoch, viele haben noch Schneefelder an den Flanken (Ende Juli!); die Eiskappen der Gletscher strahlen in der Sonne. Wie auf den vergangenen Hochland-Strecken sind wir das einzige „weiße Womo“ auf der Piste. Wir begegnen kurzen Allrad-Autos, Motorrädern sowie den großen Jeeps und Landies. Auf dem Weg ins Tal folgen wir der tosend-grauen Hvita (einer anderen), die beim Hraunfossar das klare Wasser aus der Lava aufnimmt.

Dieselbe Tour zurück

26.7. Gestern waren wir fast allein auf der Straße. Heute kommen uns immer wieder Autos, Jeeps und Busse entgegen – Tagesausflügler, die in Landmannalauga ein paar Stunden wandern wollen. Auch wenn man die anspruchsvolle Piste schon kennt, bleibt der Rückweg spannend und erfordert ständig hohe Konzentration des Fahrers. Dank der angepassten Fahrweise sind aus den Schränken von Frida keine Scherben auszuräumen; lediglich ein Weinglas war kurzzeitig umgefallen. Nach knapp zwei Stunden (inklusive Fotostopps) haben wir die 25 km Schotter geschafft.

 

Durch die Obsidianhalde zu den bunten Bergen

Wir spazieren drei Stunden durch das Lavafeld Laugarhaun und auf die Brennsteinsalda, einen bunten Rhyolith-Kegel mit dampfenden Erdlöchern an einer Seite, und klettern zurück über die Obsidian-Halde zur Graenagil-Schlucht. Und immer haben wir die vielfarbigen Berge im Blick: Manche tragen unterschiedliche Rot- und Grautöne, andere haben gelbe, orange und moos-grüne Flanken, einer schimmert oben grau-blau und neben der staubbedeckten Schneezunge grau-grün. Und dazwischen die schwarze Lava und glänzender, glasartiger Obsidian. Ein großartiges Erlebnis.

 

Am Startpunkt des Laugarvegur

Die Kulisse in Landmannalaugur ist einzigartig. Deshalb haben wir das Ende des Tals mit den bunten Rhyolith-Bergen auch nicht ganz für uns allein. Wohl 100 Zelte stehen auf den steinigen Wiesenflächen, etwa genauso viele Camping-Fahrzeuge parken auf den Schotterflächen davor – und manche auch bereits vor der 30-40 cm tiefen Furt. Hinzu kommen Busladungen voller Tagestouristen. Einkaufen kann man in den grünen Bussen. Warme Quellen drücken aus den Wiesen und speisen den Hot Pot, in dem sich die Wandersleute vor ihrer 55-km-Tour auf dem Laugarvegur einstimmen (oder danach erholen).

 

Brunos erste Furt – hin und zurück

In die aktive Vulkanzone Landmannalaugar

25.7. Unsere nächste Hochland-Strecke geht über die Straßen 26 und 208/F208 ins Geothermalgebiet Landmannalaugar. Für wenige Kilometer Asphalt zu Beginn der Piste hat wieder die Kraftwerksgesellschaft gesorgt, danach geht es auf recht holprigem Weg über oft grobe Steine und Lava, sandige Stellen und nackten Fels. Der Wind bläst den Sand durch die Gegend, bildet Kreisel und verweht die Staubfahnen der Autos – von den kleinen Allrad-PKW wie von den großen Jeeps mit Ballonreifen. Die Piste ist an manchen Stellen eng und richtig übel, mit tiefen Schlaglöchern übersät.

 

Wieder in der Zivilisation

24.7. Die Piste führt nun dichter an den Langjökull heran. Eine seiner Gletscherzungen kalbt in den See Hvitarvatn, aus dem die Hvita abfließt, die etliche Kilometer weiter über zwei mächtige Stufen als Gullfoss ins Tal donnert. Langsam verändert sich die Landschaft, die Berge rücken näher und werden markanter, die Umgebung wird feuchter und wieder grüner, auch der Asphalt ist zurück. Wir haben den Kjalvegur ohne Blessuren gemeistert, und nicht mal die Allrad-Zuschaltung gebraucht. Jetzt bewundern wir erneut den imposanten Gulfoss, heute wieder mit schönem Regenbogen.

 

Umtrieb der Pferdeherde

Weiter auf der Kjölur-Piste

Wir fahren weiter auf der Straße 35 Richtung Süden. Die Piste wird jetzt deutlich schlechter als die Strecke von Blönduos zum Geothermalgebiet, aber sie bleibt immer breit, sodass zwei Autos und auch der Linienbus problemlos aneinander vorbeifahren können. Die Landschaft ist karg, überwiegend Asche- und Geröllwüste, kaum mehr Vegetation. Zu beiden Seiten des relativ ebenen Hochplateaus begleiten uns die Gletscher, vor uns erhebt sich das Gebirge Kerlingarfjöll mit seinen imposanten Gipfeln. Die Passhöhe erreichen wir bei Geirsalda (672 m über NN).

 

Im Geothermalgebiet Hveravellir

23.7. Hveravellir liegt etwa in der Mitte der Kjölur-Piste. Bereits im 9. Jh. war hier ein beliebter Rastplatz, mit Weiden für die Pferde und heißen Quellen zum Baden und Kochen. Uns beeindrucken die 80-90 Grad heißen Thermen mit Sinterablagerungen, die grünen, türkisfarbenen und dunkelblauen Quelltöpfe - und natürlich der rund einen Meter hohe Öskurhöll (= Brüllhügel), aus dem es qualmt und ziemlich laut zischt. Wir spazieren noch eine Weile durch das Lavafeld Kjalrhaun. Bruno badet um 18 Uhr bei kaltem Wind und gleißender Sonne im heißen Naturpool.

 

Hochland-Schnuppern

Wir fahren durch das Kjölur-Tal, das von den Gletschern Hofsjökull und Langjökull flankiert wird. Die Straße 35, auch „Kjalvegur“ genannt, ist seit Jahrhunderten eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Die 180 km lange Route führt uns vom Blöndutal zum Gulfoss. Bis zum Blanda-Kraftwerk ist sie asphaltiert, danach sehr gut befahrbare Piste; nur die letzten paar Kilometer vor Hveravellir sind übel und steinig. Auch die Umgebung wandelt sich – von fruchtbaren Weiden inmitten einer Seenlandschaft über karge Felder, die allenfalls Schafe ernähren, bis zu Tundra und Geröllwüste.

 

Eine neue Reise