Eine mystische Grotte in der Lava

Vielfältig sind die Blautöne des Wassers in der Grjotagja, einer Spalte im Lavastrom. Der unterirdische Fluss ist total klar und rein, mit Sicht bis zum steinigen Grund. Früher wurden die Grotten zum Baden genutzt; heute wird das nicht mehr so gerne gesehen, zumal das Wasser mindestens 45° C warm ist. Der eigentliche Grund für das Badeverbot ist aber die hohe Keimzahl im Wasser – und vielleicht auch das nahegelegene „Myvatn Nature Baths“, das, ebenso wie die Blaue Lagune auf der Halbinsel Reykjanes, hochpreisig mit feinem Mineralschlamm verwöhnt.

 

Der Lehmberg inmitten von Schlackeströmen

Die beiden Lavaströme aus dem 18. und dem 20. Jh. konnten wir bei der Wanderung über den Leirhnjukur (= Lehmgipfel) begehen: Die Lava des Myvatn-Feuers ist vielerorts bereits mit Moosen und Flechten bedeckt. Der schwarze Lavastrom der Krafla-Feuer überlagert den älteren Auswurf teilweise; die junge Lava dampft und zischt noch an vielen Stellen, das schwarze Gestein zeigt weiße und gelbe Krusten. Die andere Seite des Leirhnjukur zeigt sich bunter: Hier dominieren die Rot-, Gelb- und Brauntöne, hier dampfen die Spalten im Boden und der See präsentiert sich milchig-blau.

 

Kraft aus der Krafla

Der 818 m hohe Zentralvulkan Krafla steht im Zentrum eines der aktivsten Vulkangebiete. Während des „Myvatn-Feuers“ (1724-1729) ergossen sich mehrere Lavaströme nach Süden bis zum Myvatn; dabei entstand der Vulkan Viti (= Hölle), dessen blaues Maar wir bewundern.  Bei den „Krafla-Feuern“ (1975-1984) floss die Lava nach Norden. Das hindert die findigen IsländerInnen allerdings nicht daran, das Magma in 2000 m Tiefe anzuzapfen und heißes Wasser und Strom aus dem Krafla-Gebiet zu gewinnen. Wir besuchen das Kraftwerk auf halbem Weg zum Gipfel.

 

Wo’s stinkt, blubbert und faucht

Im Solfatarengebiet Hverir wurde früher Schwefel abgebaut, ein begehrter Grundstoff für die Schießpulverproduktion in Europa. Das riecht man auch heute noch, besonders da, wo gelbliche Flecken rund um die fauchenden Fumarolen und nässenden Erdlöcher verteilt sind. Die grau-blauen Schlammtöpfe dagegen sind geruchstechnisch harmlos; hier blubbert kochend heiße Eisensulfid-Brühe vor sich hin. Bei den rötlichen Bodenfarben handelt es sich um Eisenoxide; weiße Ablagerungen hinterlassen Kieselsäure oder Gips (stimmt doch, Dr. Sabine?). Faszinierende Farbenspiele.

 

Wie eine verwunschene Burgruine

„Dimmuborgir“ (= dunkle Burgen) sind bei einem Vulkanausbruch vor 2000 Jahren entstanden, als ein  Lavasee an der Oberfläche erstarrte, während das Innere noch flüssig blieb. Dampf konnte über Schlote entweichen, die ebenfalls abkühlten. Nachdem die Lava abgeflossen war, stürzte die Decke ein und hinterließ die aufrechten Schlote und Lavapfeiler, die wir heute wie in einem verwunschenen Labyrinth durchstreifen können. Verirren freilich können wir uns nicht mehr: Die Wege sind penibel markiert, um die empfindliche Vegetation und die teils bizarren Lavaskulpturen zu schützen.

 

Ein lupenreiner Explosionskrater

Der 452 m hohe Ringwallkrater „Hverfjall“ ist etwas ganz Besonderes. Entstanden ist er vor 2500 Jahren durch eine Wasserdampfexplosion. Durch den Kontakt des heißen Magmas mit Wasser wurde das Material fein zerkleinert und regnete als Asche unmittelbar neben dem Explosionsherd nieder. Dabei bildete sich der Kraterring, der hier nicht aus Lava, sondern aus Asche und Gesteinstrümmern besteht. Wir keuchen die 140 Höhenmeter hinauf und umrunden den Krater (Durchmesser: 1 km). Die Aussicht von dem grauen, fast vegetationslosen Koloss ist großartig.

 

Drei Tage am Mückensee

3.-5.8. Der Myvatn hält, was sein Name verspricht. Beate schützt sich durch ein Netz vorm Gesicht und Bruno stellt sich mutig in die Mückenschwärme am See. Die 40 Mückenarten sind zwar lästig, aber wichtig für die Tierwelt – von den Forellen und Saiblingen (lecker: geräuchert) bis zu den unzähligen Vogelarten (die schwarz-weiß-gefiederte Spatelente brütet in Europa nur am Myvatn). Wir schauen uns die Pseudokrater und Lavaformationen im Süden des Sees an. Beim Garten Höfdi und am Klavaströnd stehen diese markanten Lavadome.

 

Eine neue Reise