Der Wasserfall der Götter

Godafoss ist nicht wegen seiner Höhe („nur“ 12 m), sondern wegen seiner Breite und Mächtigkeit spektakulär: In mehreren Kaskaden nebeneinander fällt eine enorme Wassermenge über die Kante und bildet fast die Form eines Hufeisens nach. Seinen Namen „Wasserfall der Götter“ erhielt er im Jahr 1000, als der regionale Gode, Porgeir Porkelsson, seine alten Götterstatuen in die tosenden, milchig-grau-trüben Wassermassen warf, nachdem das Parlament in Pingvellir die Übernahme des christlichen Glaubens als Staatsreligion beschlossen hatte.

 

In der "Hauptstadt des Nordens"

2.8. Akureyri ist die Metropole Nordislands – was sich relativiert, denn hier leben nur 18.500 Menschen. Heute hören wir beim Stadtspaziergang überwiegend deutsche Stimmen: Die „Amadea“ (Heimathafen: Nassau) liegt an der Kreuzfahrt-Pier, entsprechend voll ist die Stadt. Aber nur bis zur Mittagessenszeit, dann streben die Seereisenden am runden, betongrauen Kultur- und Kongresszentrum „Hof“ vorbei zurück zum Schiff. Nachmittags besuchen wir den sehenswerten Botanischen Garten, in dem die Frühlingsblumen in voller Blüte stehen, und das Freibad mit 39° und 43° heißen Hot Pots.

 

Wale gucken im Eyjafjördur

1.8. Ab Hauganes fahren mit einem schönen Eichenboot zum Whale Watching. Erst mal dicke Overall anziehen und dann auf den Fjord hinaus. Nach knapp einer halben Stunde sehen wir die ersten Walrücken, dann den Blas und vor dem tiefen Abtauchen die Fluke: drei große Buckelwale begleiten uns, tauchen 5 – 7 Minuten ab, kommen wieder an die Oberfläche, atmen ein paar Mal und schon geht’s wieder in die Tiefe. Sehr imposant. Auf dem Rückweg dürfen wir angeln und die Fischfilets mitnehmen. Über die Karkassen und die Innereien freuen sich die Möwen.

 

Wo süße auf salzige Fische treffen

In Olafsfjördur stehen wir an einer besonderen Lagune: Hier drückt die Flut Meerwasser in das Süßwasserreservoir. Angler können deshalb im Olafsfjardarvatn sowohl Süßwasser- als auch Salzwasserfische fangen; das gibt es nur an wenigen Plätzen auf der Welt. Außerdem hat‘s hier jede Menge Enten, Gänse und Schwäne, jeweils mit Nachwuchs. Unsere nächste Station ist Dalvik. Hier legt die Fähre nach Grimsey, dem nördlichsten Punkt Islands ab; das sparen wir uns. Südlich davon wird der Fjord enger – beste Voraussetzungen zum Wale beobachten.

 

Im Heringsmuseum in Siglufjördur

Ex-Heringshauptstadt und Volksmusikzentrum

31.7. Siglufjördur ist die nördlichste Stadt Islands und die Stadt des „glitschigen Goldes“. 1911 wurde hier die erste Fischfabrik gebaut, acht weitere folgten. In der Hochzeit des Heringsfangs tummelten sich tausende Boote im Fjord, an Land waren an 23 Plätzen jeweils 50-100 Frauen mit dem Ausnehmen und Einsalzen der Heringe beschäftigt. Unvorstellbare 200.000 Fässer Salzhering wurden allein 1916 exportiert. Was sich nicht zum Salzen eignete, kam in die Siedereien und wurde zu Mehl (für Tierfutter) und Tran (für Seifen, Cremes sowie vielerlei Industriezweige) verarbeitet. 1969 war der Heringsboom wegen Überfischung vorbei.

 

Im Zentrum der Volksmusik haben wir neue Musikinstrumente kennen gelernt und in Videos und Tondokumenten alten Volksliedern gelauscht, die der Pfarrer und Komponist Bjarni Porsteinsson 1888 bis 1898 gesammelt hat. Die isländische Fidel („fidla“) ist ein recht einfacher, hohler Kasten mit zwei Saiten. Das „langspil“ besitzt ein Griffbrett, hat manchmal eine geschwungene Form und ist mit zwei bis vier Saiten bestückt. „Lokkur“ wurde aus einem Langspil und einem Spinnrad speziell für die Künstlerin Berglind Maria Tomasdottir gebaut. Das Instrument auf der Fensterbank spielt sich ähnlich wie eine Zither.

 

Bischofssitz und „Bierzentrum Islands“

30.7. Holar, früher Sitz des Bischofs für Nordisland, heute Domizil des Weihbischofs, wirkt viel weltlicher als der alte Bischofssitz Skalholt im Süden. Das liegt nicht an der ältesten Steinkirche Islands, die viele Schätze birgt – vom geschnitzten Altarbild (Anfang 16. Jh.) bis zur ersten gedruckten Bibel in isländischer Sprache von 1584. Das liegt eher an den umgebenden Gebäuden – von der Universität mit den Fachbereichen Tourismus, Fischzucht/Fischbiologie sowie Pferdewissenschaften über das Kulturhistorische Institut des Islandpferds bis hin zum Bierzentrum (leider heute geschlossen).

 

Einmal Amerika und zurück

Seit der „Vinland Saga“ von Josef Nyary wissen wir, dass Bjarne Herulfsson als erster Europäer vor der amerikanischen Küste geankert hat und Leifur Eriksson den ersten europäischen Fuß auf kanadischen Boden gesetzt hat. Gudridur Porbjarnadottir, an die dieses Denkmal erinnert, war im 10. Jh. nach Amerika umgesiedelt und hat dort ihren Sohn Snorri, den wohl ersten weißen Amerikaner, zur Welt gebracht. Nach Konflikten mit den Ureinwohnern kam sie nach Island zurück und ließ sich vermutlich in der Gegend von Glaumbaer nieder. Geboren war sie auf der Snaefellsness-Halbinsel; auch dort haben wir im Vorbeifahren ihr Denkmal gesehen.

 

 

Ein gelungenes Torfrasenensemble

Das Museum Glaumbaer ist ein Musterbeispiel für einen Großbauernhof, in dem ständig mehr als 20 Personen lebten und arbeiteten. Da die Grassoden-Bauweise nicht gut für große Gebäude geeignet ist, baute man einzelne Häuser, die durch einen langen Flur miteinander verbunden sind. In Glaumbaer sind neun Zimmer über den Korridor erreichbar; drei Lagerräume und die Schmiede sind nur von außen betretbar. In der Küche, mit steinerner Rückwand hinterm offenen Feuer, wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts regelmäßig für mehr als 20 Personen gekocht.

 

Herz des Hauses ist die „Bettstube“ mit 11 Betten für die Bauersfamilie und die LandarbeiterInnen, die meist doppelt belegt waren. Auf den Betten wurde gegessen und gearbeitet - die Frauen an der Fensterseite, weil sie fürs Nähen und Spinnen mehr Licht brauchten; die Männer gegenüber stellten Seile aus Pferdehaar her. Auf dem Regal über dem Bett steht ein oft kunstvoll geschnitztes Gefäß, mit dem das Essen aus dem Vorratsraum gebracht wurde. Zur Nacht wurden die selbst hergestellten Daunendecken übergeworfen und mit einem geschnitzten „Bettkantenbrett“ befestigt.

 

Musterbeispiel eine Schlackenkegels

29.7. Der Vulkan Grabrok und sein Nachbarkegel Grabrokarfell sind Teil einer Kraterreihe, die vor rund 3400 Jahren entstanden ist; die beiden Vulkane liegen nicht in der aktiven Zone des zentralisländischen Grabens. Sein Inneres ist nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit scharfkantiger, rot-braun-gelb-schwarzer Schlacke. Holztreppen und Wege leiten uns auf den 173 m hohen Kraterrand des Grabrok. Bei uns würde diese Infrastruktur über die EU mitfinanziert; hier zahlen die IsländerInnen alles allein – und verlangen nicht mal Eintritt. Toll.

 

Eine neue Reise