9.9. Wir haben noch nie so große Pilze gesehen wie auf dem Nachbar-Stellplatz am Brerenton-Camping im Süden des Whiteshell Provinzparks; essbar sind die wohl nicht? Auf dem Weg zur Provinzgrenze kommen wir am Alf Hole Goose Sanctuary vorbei. Leider ist das Museum schon geschlossen, aber die Kanada Gänse lassen sich ganz gut von den Wegen aus beobachten: Alf Hole hat hier vor Jahren Platz geschaffen für die Gänse und Plattformen für ihre Nester angelegt. Er begann mit einem Gänsepaar und vier Eiern; sie fühlten sich wohl und kamen im nächsten Jahr mit Kollegen wieder – und haben sich Dank Zusatzfutter von Alf kräftig vermehrt. Heute nisten über 100 Kanada-Gänse an diesem idyllischen Ort. Nach einer Stippvisite am Hawk Lake, dem mit 111 m tiefsten See Manitobas, und einer weiteren Begegnung mit einer Maultierhirschkuh (in Kanada heißt sie schlicht „Deer“ oder „Mule Deer“) fahren wir in die Provinz Ontario.
8.9. Wir entscheiden uns gegen den Besuch von Museen und Galerien in Winnipeg und fahren wieder in die Natur. Die Bauern haben schon viel Getreide, Mais und Soja geerntet, die Sonnenblumen neigen bereits ihre Köpfe, Heu- und Strohballen werden zu den Scheunen gebracht. Wir fahren ostwärts und kommen wieder in Laub- und Nadelwälder. Bei den Seven Sister Falls plätschert das Wasser über rosa Granitfelsen in einen wohl fischreichen See. Denn am Ufer stehen nicht nur Angler, in den Stromschnellen wartet auch Geflügel auf vorbei schwimmende Fische. Keine Ahnung, welche Flattertiere sich hier den Bauch vollschlagen wollen. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Schwänen, Störchen und Pelikanen. Weiß jemand, wie die heißen? Hildegard + Albert wisses es: Das sind Nashornpelikane.
Der Whiteshell Provinzpark ist ein wunderschönes Waldgebiet, durchzogen von Flüssen, die sich zu Seen ausweiten und über Stromschnellen und Wasserfällen aneinanderreihen. Es gibt einige Campings, Lodges und Ferienhäuser, viele Picknickplätze, Sandstrände und seichte Stellen, an denen die Boote ins Wasser gelassen werden. Wasservögel haben kleinere Seen ganz okkupiert, an größeren Gewässern logieren sie in den Randzonen. Allzu viel Zeit bleibt ihnen nicht mehr bis zum Start in wärmere Gefilde. Bei einem Spaziergang sehen wir, dass sich die Bäume auf schwierigem Untergrund behaupten: Riesige rosa Granitfelsen mit ein wenig Moos und einem Hauch von Erde in den Ritzen. Die Wegmarkierungen sind mit Riesendübeln im Fels verankert. Dann besuchen wir noch den Jessica Lake; wir wussten nicht, dass Jessi einen so schönen See in Kanada besitzt.
7.9. In Winnipeg haben wir zum ersten Mal auf dieser Reise Parkgebühren gezahlt. Beim Canadian Museum for Human Rights stehen wir sehr zentral, um die Stadt zu Fuß zu entdecken. Hinter dem architektonischen Schmuckstück ist heute ein Drachenbootrennen auf dem Fluss – sehr spannend. Am Red River und der Mündung des Assiniboine River liegt The Forks, früher ein Rangierbahnhof, nach der Sanierung ein quirliges Quartier. Hier trafen sich schon vor Jahrtausenden die Ureinwohner, hier wurde das erste Pelzhandelsfort gebaut. Wir schlemmen im Forks Market und bewundern Manitobas Kinder-Museum sowie das Jugend-Theater gleich nebenan.
In Winnipeg Downtown dominieren trotz Samstag die Baustellen – Straßenarbeiten und Grünschnitt. Die Hochhäuser sind vielleicht nicht ganz so hoch wie andernorts, dafür gibt es noch jede Menge alter Häuser. Auch wenn das Haus inzwischen abgerissen wurde, bleibt oft noch ein Rest der ursprünglichen Fassade stehen. Gegen die Winterkälte hilft ein Indoor Walking System, das teilweise unter der Erde, teilweise durch Häuserblocks und über ganze Straßenzüge in gläsernen Brücken geführt wird. Wir sind im Portage Place Shopping Center in einen dieser Innenwege eingestiegen und im „The Bay“ gelandet, das wohl früher mal ein schicker Kauftempel war, sich heute aber mit lustlosem Verkaufspersonal vor halb leergeräumten Regalen präsentiert.
Rund um das Parlament tobt wieder das Leben: Freitag bis Sonntag wird ein Folkfest gefeiert mit ganztags wechselnden Folkloregruppen, drum herum flanieren die Einheimischen, kaufen eingelegtes Gemüse und frische Marmelade, Handarbeiten und Kunsthandwerk, Sirup und Hochprozentiges. Und sie testen und bewerten das Essen aus den Foodtrucks: Internationale Küchen - welche ist die Beste? Für die Kids gibt es den üblichen Rummel mit Pferde-Karussell und Piratenschiffschaukel, Zuckerwatte und Eiscreme.
6.9. Wir gönnen uns eine kleine Auszeit, spazieren durch den weitläufigen Park und genießen die Ruhe während der Woche. Am Freitag wird der Camping im Provinzpark wieder voll, Samstag bekommen wir nur noch eine Parzelle mit Stromanschluss. Den Platz nehmen wir, den Strom nicht: Wir waren in den vergangenen Monaten in Kanada und Alaska kein einziges Mal am Landstrom; uns reichen die Solarpaneele und der Strom durch die Lichtmaschine während der Fahrt völlig, auch für den Wasserkocher und den Fön.
4.9. Manitoba lockt mit seinem Riding Mountain Nationalpark: Aus den Kornfeldern und Wiesen der Prärie erhebt sich ein bewaldeter Moränenhügel, der Büffelherden, Wölfen und Schwarzbären eine Heimat geben soll. Wir sind sehr gespannt – und dann doch etwas enttäuscht, dass das Nordtor nicht besetzt ist und auch kein Plan des Parks oder sonstiges Infomaterial zu sehen ist. Wir fahren auf der einzigen Straße durch den Laub- und Nadelwald, vorbei an Seen und Tümpeln mit einzelnen Biberburgen bis zum Clear Lake und dann rechts ab zum Lake Audy, wo die Büffel in einem eigenen Bereich leben. In der Abenddämmerung sehen wir leider nichts von der Herde, dafür genießen wir wieder einen schönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen präsentiert sich die Büffelherde dann in schönster Sonne; wir fahren die Strecke mehrfach ab und entdecken auch den verstoßenen Einzelgänger am Wasserloch.
Die Bison-Fotos entstanden bei der Fahrt durchs Gelände. Für den Überblick wollten wir nochmals zum hölzernen Aussichtspunkt – und werden von einem Schwarzbären überrascht. Wir fahren weiter nach Wasagaming am Südende des Parks, doch das finden wir zu trubelig. Beim Spaziergang am Lake Katherine sehen wir nur Vögel und Schmetterlinge. Am Ende der 30-km-Schotter-Waschbrettpiste am Osttor des Nationalparks klettert ein kleiner Schwarzbär flink einen Baum hinauf, frisst oben in der Krone ein paar Blätter und kommt dann wieder genauso schnell wieder runter.
Das lange Labour Day-Wochenende ist fast vorbei und die Urlaubssaison auch, so scheint es. Wir fahren eigens einen Umweg zum Good Spirit Lake Provinzpark, in der Hoffnung, jetzt einen der begehrten Plätze zu bekommen – und sind dann die einzigen Camper auf dem Sandy Ridge Campground, im Nachbarcamping stehen noch zwei Trailer, sonst ist alles leer, tote Hose, closed for saison? Am Strand werden die Boote eingemottet, die Hängematten sind noch benutzbar, wir sind allein in den Dünen. Auch ansonsten ist Herbst angesagt: Die Supermärkte haben Einweckgläser im Angebot, das Gartencenter dekoriert Strohballen und Sonnenblumen vor dem Eingang. Die ersten Sträucher färben sich gelb, der Wind bläst die Blätter von den Birken.
1.9. Das moderne Saskatoon mausert sich zur Wissenschafts- und Wirtschaftsstadt (Potasche-Vorkommen, Agro- und Petro-Chemie). Uns allerdings interessiert mehr die moderne Kunst in der auch architektonisch sehenswerten Remai Modern Art Gallery (eröffnet 2017), die die größte Sammlung von Linolschnitten des spanischen Künstlers Pablo Picasso beherbergt; uns faszinieren auch die Masken und Skulpturen von Beau Dick, First Nations-Name: Walas Gwa‘yam (1955-2017), sowie die strukturierten Reliefs in zarten Pastellfarben von Eli Bornstein (geb. 1922). Natürlich waren wir auch im Wanuskewin Heritage Park und haben Bison Burger und Bison Stew mit Bannok gekostet; das indianische Zentrum und die Umgebung mit den archäologischen Stetten haben uns nicht wirklich begeistert.
30.8. Wir waren zwei Tage bei den Bisons – und haben auch tatsächlich zweimal einzelne große Präriebisons und am Abreisetag gleich eine ganze Herde Waldbisons gesehen. Dazwischen gab es auf zwei Hiking Trails jede Menge Enten, Gänse, Raub- und andere Vögel in Teichen und Ufergestrüpp, Moskitos, Hörnchen und angenagte Bäume im Wald, Biber und Biberburgen mitten auf den Seen. Und eine tolle Begegnung mit einer Familie, die vor 16 Jahren aus Deutschland nach Kanada ausgewandert ist - und uns selbst gebackenes Vollkornbrot und Brot aus einer deutschen Bäckerei in Winnipeg geschenkt hat: herzlichen Dank für diese tolle Gabe, die wir nach gut drei Monaten in Kanada besonders genießen werden.
28.8. Allein dieses Museum lohnt die Reise nach Edmonton. Im Erdgeschoss ist die Geschichte der Menschen in Alberta Thema – vom ersten künstlerisch bearbeiteten Stein (stellt wohl ein Mammut dar) aus der Vor-Eiszeit über Kunst und Handwerkskunst der First Nations (Kanus aus Baumrinde bauen, Leder gerben, Pemmikan herstellen, allerlei Stickereien) bis zu den neueren Errungenschaften, wie dem Quilten mit der Singer-Nähmaschine und der Haute Couture mit indigenen Elementen. Besonders eindrücklich und bedrückend war der Raum zum Thema Schule: Die bestickte Lederjacke wurde gegen die Schülerinnen-Einheitskluft getauscht, das Tipi gegen feste Mauern, die Kinder wurden aus den Familien geholt und in Internaten kaserniert, ihrer Kultur entfremdet, die von eigenen Erfahrungen, erzählten Geschichten, Liedern und Tänzen lernt und lebt. Über mehrere Generationen sahen die Kinder ihren Clan nur in den Sommerferien; sogar ihre Namen wurden in christlich-klingende umbenannt. Die meisten dieser Schulen schlossen erst in den 1970er-Jahren.
Im Obergeschoss des Royal Alberta Museums dominiert die Natur. Von den Dinosaurier- und Mammut-Skeletten bis zu den heutigen (ausgestopften) Wildtieren in ihrer natürlichen Umgebung spannt sich der Bogen. Herausragend sind der Luchs, der ein Kaninchen im Sprung fängt, oder der Braunbär mit winzigem Jungen in der Höhle unter der Baumwurzel oder die Studien mit dem Knochengerüst ausgestorbener Tiere und ihren heutigen Verwandten. Neu für uns war, dass das Kamel nicht aus Afrika oder Asien stammt, sondern ursprünglich aus Südamerika und über die Bering-Landverbindung erst nach Asien kam. Zur Natur gehören auch die edlen und unedlen Steine, die auch in Kanada angebaut werden. Deshalb wundert es uns nicht, dass hier gleich eine ganze Schale mit Diamanten ausgestellt ist sowie Nuggets und Goldbrocken aus der ganzen Welt. Begeistert haben uns die Computersimulationen zu Vulkanausbrüchen und der spielerische Griff in den Baukasten der Natur, um Granit, Gneis oder auch verschiedenen Edelsteine zu erschaffen. Ein wirklich tolles Museum.
26.8. Gestern ist das Internationale Theaterfestival „Fringe“ zu Ende gegangen; schade, das haben wir versäumt. Ein unglaublich vielfältiges Programm in einer Vielzahl von Locations war geboten. Wir sehen nur noch die Aufräumarbeiten der Stände, Bühnen und Zelte in Old Strathcona, dem Entertainmentdistrikt der Provinzhauptstadt, mit mehr als 100 Straßencafés, Restaurants und Nachtclubs, und samstags gibt es frische Erzeugnisse im Farmers Market. Uns beeindrucken die rund 100 Jahre alten Häuser, solide aus Sandstein oder Ziegel gebaut, meist zwei- bis dreistöckig, selten höher. Das ist schon entscheidend anders als in Downtown Edmonton.
In der West Edmonton Mall kann man unter rund 800 Geschäften auf zwei Etagen unter einem Dach auswählen, internationale Gerichte genießen (nicht nur Fastfood) oder eine der Attraktionen besuchen – vom Nachbau der Santa Maria von Kolumbus bis zur Imitation einer europäischen Flaniermeile, vom Wellenhallenbad mit Monsterrutschen und der Eislaufbahn bis zum Indoor-Rummelplatz mit mehreren Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften für alle Altersstufen und Bedarfe an Nervenkitzel. Uns fällt auf, wie wenig Geschäftsareale leer stehen. Ist ja vielleicht auch kein Wunder bei jährlich rund 31 Mio. BesucherInnen.
Südlich von Edmonton wurde 1947 das erste Öl in Alberta gefunden. Wir besuchen das Leduc 1 Energie Discovery Centre, das unglaublich vielfältige Infos bietet zur Öl- und Gasförderung, zur Geologie und Erdgeschichte, zum Fracking und zur Arbeit auf einer Ölplattform im Meer. Beeindruckend war auch der Film mit Originalaufnahmen der Bohrungen in den späten 1940er-Jahren bis hin zum Abbrennen der ersten Öl- und Schlammfontäne aus einem Bohrloch. 1947 lagen die Ölimporte noch bei 96 %, bereits seit 1960 ist Kanada völliger Selbstversorger; heute zählt Kanada zu den Öl und Gas exportierenden Staaten, das allermeiste fließt in die USA.
25.8. Die Skyline von Edmonton macht schon was her: Aus dem grünen Flusstal des North Saskatchewan River erheben sich sehr viele Hochhäuser – meist Banken, Hotels, Energie- und andere Unternehmen, aber durchaus auch Wohnhäuser. Das mondäne Fairmont Hotel Macdonald, das erste Luxuxhotel der Stadt, wirkt in diesem Umfeld direkt klein. Architektonisch interessant fanden wir die Mac Ewan-Universität mit ihren drei Türme-Quartetten. Charme versprühen auch noch einige alte dreistöckige Häuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die bereits renoviert wurden oder gerade hergerichtet werden. Apropos Bauarbeiten: Trotz Sonntag sind Heerscharen von Bauarbeitern gerade damit beschäftigt, das Gleisbett für eine weitere Bahnlinie zu betonieren.
Die Jasper Avenue, eine der Hauptachsen der Stadt, wurde gesperrt für mehr Bewegung und klimafreundliche Fortbewegungsmittel - vom Roller und Fahrrad über Einrad und Segway-Parcours bis hin zu Yoga, Tanz, Gymnastik, alles zum Mitmachen. Wir kosten Spanferkel vom Spieß hawaiianisch und spazieren zum Parlament von Alberta. Hier tobt auch das Leben, vor allem in den riesigen Wasserbassins und Brunnenanlagen vor dem altehrwürdigen Gebäude. Ein „Betreten verboten“-Schild stand nur beim großen Wasserspiel; da wäre vermutlich die Verletzungsgefahr für die Kids größer. Manche umsichtigen Eltern hatten Wäsche zum wechseln eingepackt, andere wringen T-Shirt und Hose des Nachwuchses einfach aus vor dem Heimweg in recht frischem Wind.
Die Edmonton Oilers haben bereits viermal den Stanley Cup, den Meistertitel der NHL, der gemeinsamen Hockeyliga von USA und Kanada, gewonnen. Allerdings liegt der letzte Sieg schon ein paar Jahre zurück… Die meterhohen Pokale sind im Rogers Place, dem Eis- und Veranstaltungstempel, ausgestellt. Davor auf dem Bürgersteig steht die Statue von Wayne Gretzky mit Meisterpokal; das Weingut des „Jahrhundert-Eishockeyspielers“ hatten wir zu Anfang unserer Reise auf der Niagara Peninsula besucht. Ob der Deutsche Leon Draisaitel mit den Oilers genauso erfolgreich wird? Immerhin hat er bei den NHL-Allstars 2019 schon den Pass-Wettbewerb gewonnen.
23.8. Wie haben British Columbia und die letzten Ausläufer der Rocky Mountains hinter uns gelassen und sind nun in Alberta, der großen Öl- und Gasförder-Provinz Kanadas. Das Land wird flacher und mehr landwirtschaftlich geprägt, mit Viehzucht und Weidewirtschaft, Getreidesilos an der Bahnlinie. Gerade wird Heu geerntet und zu Ballen gepresst, das Getreide wird langsam gelb, der Raps dunkelgrün mit wachsenden Ölschoten. Und neben den Bauernhöfen ragen Stahlleitungen und Ventile aus der Erde, nicken die Ölpumpen, wird Erdgas und Erdöl in riesigen Tanks gelagert und mit mega-langen Trucks zur Weiterverarbeitung transportiert. Wir kommen mit einem älteren Mann ins Gespräch, der früher in der Landwirtschaft und im Ölgeschäft gut verdient hat und nun seinen Ruhestand genießt. Ein anderer Mann erzählt uns, dass er seit 16 Jahren als Subunternehmer für Erdgasfirmen arbeitet, früher mit Dauer-Vertrag für die ganze Saison, heute nur noch auf Abruf und Bezahlung pro geleisteter Arbeitsstunde. Das Geschäft wird auch in der Energiebranche härter. Wir fahren über Grande Prairie nach Whitecourt.
21.8. Der Alaska Highway als mythische Strecke hat lange ausgedient. Heute zieht er sich meist als 60 bis 80 m breites Band durch Nordkanada und Alaska, die Fahrbahn bestens asphaltiert und auf einem Damm, mit breiten Schneisen zu beiden Seiten, die baumfrei gehalten werden; so können wir auch die Wildtiere frühzeitig sehen (und sie uns), und umgefallene Bäume blockieren nicht gleich die ganze Strecke. Ein paar Kilometer des alten Militär-Highways sind als Nebenstrecke kurz vor Dawson Creek erhalten geblieben, und mit ihnen die einzige Original-Holzbrücke von 1942, die Kiskatinaw River Bridge; gerade wird sie wieder instand gesetzt, ist aber für uns Leichtgewichte befahrbar. Die legendäre „Meile null“ in Dawson Creek besuchen wir natürlich auch. Dann aber zieht es uns wieder raus aus der Stadt, in den Swan Lake Provinzpark.
20.8. Das Wetter bleibt regnerisch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Das lockt die Rentiere an die warme Straße. Den Summit-Pass, mit 1295 m der höchste Pass des Alaska Highways, erleben wir in einer Wolke. Wenig später sehen wir eine zweite Gruppe Rentiere, die vor uns den Steilhang hoch kraxelt. Ein See am Wegrand hat eine feste Eisdecke. Im Niesel und Nebel erreichen wir mittags Fort Nelson, den ehemaligen Pelzhandelsposten, der sich zum Zentrum für Gasförderung und Ölgewinnung durch Fracking entwickelt hat. Man riecht es, und das Bachwasser ist tief dunkelbraun.
Unser avisierter Camping im Buckinghorse River Provinzpark begeistert uns nicht, und auch die weiteren RV-Parks an der Strecke Richtung Dawson Creek locken uns nicht zur Übernachtung. Die auf der Landkarte verzeichneten Orte bestehen aus einem Rasthaus mit Hotel/Motel, Tankstelle und lieblosem Campingplatz im Hinterhof oder neben den dauerhaft bewohnten Campmobilen und Wohncontainern. In größeren Orten, wie etwa Wonowon, reihen sich die Wohncontainer zur Siedlung zusammen, nebenan der Gewerbepark mit Gaskompressionsanlage und Öltanks. Wir fahren insgesamt 550 km bis zum Charlie Lake-Provinzpark kurz vor Fort St. John und können bei 20 Grad (Plus!) den Abend genießen.
19.8. Das Wetter ist nicht so doll, am Wegrand liegen entwurzelte Bäume, der gestern zeitweise bei Liard Hotsprings geschlossene Highway ist wieder befahrbar. Der Liard River Hotsprings Park mit den tollen heißen Quellen bleibt leider geschlossen bis die Sturm- und Schneeschäden beseitigt wurden – sehr schade, wir hätten uns gerne eine Weile in den Naturbecken entspannt. Interessant ist der Tag trotzdem, denn zwei Tierherden lagern am Alaska Highway: Wald-Bisons in ihrer vollen Schönheit und Stärke und graziöse Stein-Schafe, die in den breiten Geröllhalden gut getarnt sind. In beiden Herden sind Mütter mit Kindern unterwegs. Bei den Bisons spaziert ein Alpha-Tier auf und ab und über den Highway. Die Schafe trauen sich in unserem Beisein nicht auf die andere Straßenseite.