25.6. Steward ist ein 500-EinwohnerInnen-Ort am 145 km langen Portland Canal, über den die reichen Bodenschätze verschifft wurden. Bis in die 1970er-Jahre wurde hier in großem Stil Kupfer abgebaut; in den 1900er-Jahre suchten die Leute vor allem nach Gold und Silber. Die relative Nähe zum Pazifik und das enge Tal machen einen Tsunami-Evakuierungs-Programm nötig; der Fluchtweg führt Richtung Norden. Dort haben wir den schönen Bear Gletscher bewundert. Die Hauptstraße von Steward ist ganz nett, das Eis schmeckt lecker, der Camping liegt malerisch unter Bäumen.
Der Nachbarort Hyder liegt schon in Alaska. Da dieses 60-Seelen-Nest keine Straßenverbindung zu Alaska aufweist, verzichten die Amerikaner auf eine Grenzkontrolle; nur die Kanadierinnen fragen akribisch nach Waffen, Drogen, Bärenspray. Für die Hauptattraktion sind wir leider zwei Wochen zu früh: Ab Mitte Juli kommen die Lachse den Fish Creek herauf um zu laichen; dann kommen auch Schwarzbären, Grizzlys und Weißkopf-Seeadler zum Schmaus. Für die fotografierenden Touristen haben die Parkranger gesicherte Holzwege über den Bach gebaut.
Der Höhepunkt dieses Ausflugs liegt wieder auf BC-Gebiet: Nach rund 30 Pisten-Kilometern stehen wir hoch über dem Salmon Glacier und blicken staunend auf den fünftgrößten Gletscher Nordamerikas. Er ist eingebettet in die alpine Bergwelt, die sich vom Meeresniveau aus erhebt. Spektakulär und atemberaubend. Auch hier sind wir für ein Spektakel zu früh: Mitte Juli bricht die Eisbarriere zum See am nördlichen Ende des Gletschers und das Wasser fließt unter dem Eis in den Salmon River, dessen Wasserspiegel für ein paar Tage bis zu 1,50 m höher wird.
Unter „Meziadin Junction“ hatten wir uns ein Dorf vorgestellt, aber es ist nichts anderes als der Name sagt: Eine Kreuzung am Cassiar-Highway, von dem die Straße nach Steward (Britisch Columbia/ Kanada) und Hyder (Alaska/ USA) abgeht. An der Kreuzung gibt es eine Tankstelle (155,8 Cent pro Liter Diesel, bisherige Spitze), eine Gaststätte, einen Einkaufsladen, einen riesigen Parkplatz, auf dem die langen Holzlaster ohne zurückzusetzen wenden können, sowie rund 20 Toiletten, die jeweils einzeln über eine eigene Treppe betreten werden können. Sonst nichts.
23.6. Die einspurige Hagwilget-Brücke überspannt die Schlucht des Bulkley Rivers, an dem unser heutiges Ziel, der alte Ort Hazelton liegt. Viele der 100 Jahre alten Häuser sind noch oder wieder bewohnt; der restaurierte Raddampfer diente als Tanzsaal, später als Hotel. Spannender ist Ksar, das rekonstruierte Dorf mit sieben (teils bemalten, teils nicht bemalten) Langhäusern der Gitksan First Nation sowie der Gitanmaax Kunstschule, in der noch heute junge Menschen die Handwerkskunst ihrer Vorfahren erlernen können. Bemerkenswert sind auch die geschnitzten Totempfähle.
Gleich 16 aufrechte, zum Großteil mit Figuren geschnitzte Totempfähle bewundern wir im Dorf Kispiox am Zusammenfluss von Kispiox und Skeena, in dem heute rund 600 Gitksan First Nation leben – eine große Gemeinde. Die Gitksan sind in vier Clans organisiert (Lax Gibuu/ Wolf, Lax Seel/ Frosch, Giskaast/ Weidenröschen und Lax Skiik/ Adler). Sie leben in matrilinealer Gesellschaft, das heißt die Abstammung und Vererbung erfolgt über die Linie der Mutter. Die Geschichte des Hauses/ der Familie wird mit den Totempfählen erzählt. Der älteste Pfahl, den wir gefunden haben, datiert von 1918.
22.6. Seit Wochen hat Beate Schmerzen im linken Fuß, seit Tagen hat Bruno Hexenschuss, seit gestern hat Frida ein Loch in der Frontscheibe. Auf dem bestens asphaltiertem Yellowhead Highway 16 knallte uns ein Stein in die Scheibe und löste zwei Risse aus, die sich nach und nach verlängern. Experten sind sich einig, dass das nicht repariert werden kann; die Scheibe muss ausgetauscht werden. Also wieder die 230 km zurück nach Prince George, wo wir heute Früh erfahren, dass die Ersatzscheiben-Lieferung zwei Wochen dauert.
Wir fahren weiter trotz Loch. Wieder in Vanderhoof halten wir dieses Mal nicht bei Tim Hortons zum Kaffee, sondern an dem kleinen Freilichtmuseum des Dorfes und schauen uns das 100 Jahre alte Gebäude der Royal Bank of Canada an und den Polizeiposten von 1914, mit Original-Arrestzelle und Bärenfell an der Wand des Kommandanten-Wohnzimmers. Erst auf sattsam bekannter Straße, dann durch eine staubige 10-km-Baustelle mit Pilot-Fahrzeug, fahren wir weiter bis zum wunderbar in der Natur gelegenen Camping im Tyhee Lake Provinzpark.
20.6. Wir wollen über den Yellowhead und den Cassiar Highway nach Norden. Unterwegs kommen wir an British Columbias neuestem Park vorbei, dem Ancient Forest/ Chun T‘oh Whudujut Provinzpark. Hier haben Volunteers einen rollstuhlgerechten Bohlenweg nebst Seitenwanderwegen durch einen Wald mit über 1000-jährigen Westlichen Rot-Zedern (Thuja plicata) angelegt. Die Baumriesen haben nicht nur Stürme und Feuer vergangener Jahrhunderte überlebt, sondern auch 800 km vom Meer entfernt zusammen mit niederwüchsigem Grünzeug ein feuchtes Regenwald-Klima erhalten.
19.6. Jasper lebt vom Tourismus und der Eisenbahn. Im Ortskern dominieren Kneipen, Restaurants und Event-Veranstalter – vom Kanu- und Fahrradverleih über Wildwasserabenteuer mit dem Schlauchboot bis zu geführten Touren in die Bergwelt des Nationalparks. Mondän ist das 5000-EinwohnerInnen-Städtchen nicht zu nennen. Wer mit dem Zug quer durch Kanada fahren möchte, kommt allerdings unweigerlich hier vorbei: Von den Atlantik-Provinzen führt die einzige Eisenbahnverbindung über Edmonton und Jasper nach Vancouver.
18.6. Die Fahrt durch kanadische Gebirgswelt ist großartig: Auf breitem Highway geht es fast ohne Kurven über Pässe mit über 2000 m Höhe, die Berge rundum gehen bis auf 3747 m hoch. Jahreszeitlich bedingt läuft viel Wasser über die Klippen ins Tal, die Fälle haben sich teils tief in den Granit eingegraben. Die Flüsse mäandern durch das breite Urstromtal und verschieben jedes Jahr die Kieshaufen zu einem neuen Bett. Wir haben bisher nur Elche, Wapiti-Kühe, Biber, Streifenhörnchen, Murmeltiere und jede Menge Vögel gesehen – leider immer noch keine Bären.
17.6. Der Peyto-See leuchtet mit dem T-Shirt-Träger um die Wette: Jetzt im Frühjahr ist es ein ausgeprägtes blau, im Herbst wird es ein intensives türkis sein, sagen unsere Reiseführer. Der Grund für den Farbwechsel liege in den Sedimenten, die mit der Gletscherschmelze über den Sommer in den See geschwemmt werden. Die feinen Gesteinspartikel reflektieren vor allem die Grün- und Blautöne. Bis in den Juni sei der Gletschersee normalerweise noch mit Eis bedeckt; da haben wir aber Glück gehabt, dass wir die schöne Farbe heute sehen können.
Wir fahren weiter zum Emerald Lake im Yoho-Nationalpark. Der geht mit seiner intensiv türkisen Farbe fast als kleines „Lake Louisle“ durch. Auch hier ist überraschend viel los, die Parkplätze sind gut belegt; eine Lodge im Wald und eine Ferienhaussiedlung direkt am See versprechen Erholung. Viele Touristen kommen aus Asien, manche deutsche Stimmen spazieren vorbei. Auch auf dem See ist viel los - vom Kanu und Kajak (70 CAD pro Stunde) über (private) Schlauchboote bis zum Stand-up-Paddeln. Schwimmen freilich mag heute noch niemand.
16.6. Morgens um 7 Uhr lag der Lake Louise noch völlig wellenfrei in der Sonne und spiegelte die umgebenden Berge perfekt – ein Traum von See und Farbe, Ruhe, Idylle pur. Um 9 Uhr strömten dann die Massen ans Ufer, gerne mit Selfie-Stick vor Bergpanorama. Der See füllte sich (Kanumiete für 115 CAD pro ½ Stunde plus Tax) ebenso wie die Souvenirshops im Fairmont Chateau Lake Louise. Wir wollen weiter zum Moraine Lake, werden aber schon vor der Zufahrt abgewiesen: Um 10 Uhr sind bereits alle Parkplätze belegt. Schade.
15.6. Banff bereitet sich mit einem Oldtimertreffen auf den morgigen Marathon vor. SportlerInnen joggen oder radeln am türkisgrünen Bow River entlang. TouristInnen schlendern durch die Straßen und Geschäfte, bevölkern Restaurants und Museen, besuchen den Wasserfall und das Fairmont Banff Springs Hotel. Die umgebenden hohen Berge, teils noch mit Schneefeldern, erinnern, ebenso wir der Baustil, an die europäischen Alpen - auch wenn hier alles eine Nummer größer scheint. Schon die Highway-Zufahrt in den Park war sechsspurig.