Nach 7 Monaten und gut 28.000 km sind wir glücklich wieder zuhause. Es war eine phantastische Reise durch einen faszinierenden Teil der Erde. Besonders bemerkenswert waren der hohe Norden Kanadas und Alaska. Aber die Erlebnisse und Eindrücke müssen sich erst mal setzen, verarbeitet werden, zu Erinnerungen verschmelzen.
Vielen Dank an Bernd und Jupp für die Schnappschüsse zu unserer Seereise. Die meisten Screenshots zeigen die Daten ders Internetportals www.vesselfinder.com, ein Bild stammt von www.marinetraffic.com.
5.11. Nach dem Frühstück dürfen wir von Bord. Wir Passagiere werden zum HLA-Terminal gefahren: Nummer ziehen und erst mal zusammen mit den Truck-Fahrern warten. Pass gegen Fahrzeugschlüssel tauschen, das Womo aus dem Hafenbereich zum Zoll fahren und erst mal warten. Kontrolliert werden nur die Papiere und die im Auto eingestanzte Fahrgestellnummer. Nach der Zollabwicklung nochmals zum Frachtterminal, den hinterlegten Pass abholen; die Freigabe unseres Womos wurde inzwischen elektronisch bearbeitet. Gegen 13.30 Uhr verlassen wir das Hafenareal und treffen uns zum leckeren Abschieds-Fischessen in der kultigen „Veddeler Fischgaststätte“. Doch wie schon bei der Anreise nach Halifax (da wurde ein Passagier-Womo in Antwerpen nicht mitgenommen), hatte der Computer ein Fahrzeug unserer Mitreisenden nicht erfasst; da es tatsächlich im Hafengelände stand, konnten sie am Nachmittag nach Deutschland einreisen.
4.11. Die Fahrt nach Hamburg zieht sich: den Vormittag dümpeln wir in der jetzt ruhigen Nordsee vor der Elbmündung. Der erste Lotse kommt um 11.30 Uhr an Bord, nachmittags kommt der zweite Lotse und vor der Hafeneinfahrt ist nochmals Lotsen-Wechsel. Wir grüßen die „Alte Liebe“ bei Cuxhaven, genießen die langsame Fahrt durch flaches Bauern-Land und Industriebereiche, beim Airbus-Werk startet gerade eine Frachtmaschine. Nach dem Abendessen leuchtet Hamburg im Niesel. Unseren Liegeplatz im Containerterminal gegenüber der Elbphilharmonie erreichen wir gegen 20 Uhr, die Zollabfertigung ist auf morgen verschoben.
1.-3.11. Auch die Ausfahrt aus dem Liverpooler Hafen geht ganz langsam, erst auf See nehmen wir wieder Fahrt auf. Später stimmt uns der Kapitän auf eine unruhige Nacht ein und untersagt uns, an Deck zu gehen; wir treffen uns wieder zur abendlichen Skat-Runde. Jupp und Bernd haben unsere Fahrt im Internet beobachtet und berichten, dass das Schiff erst Richtung Süden fuhr und dann mit einem halsbrecherischen Manöver um 180 Grad nach Norden gedreht wurde (bei der Schiffsbesichtigung hieß es, der Frachter brauche 30 Min. bis zum Stillstand). Dann machen wir Strecke mit schnellen 18 Knoten Richtung Schottland, umschiffen die Inselgruppen im Norden, und landen wieder in der rauen Nordsee. Jetzt auf Südost-Kurs Richtung Hamburg, fährt unser Frachter nur noch 8 Knoten – es schaukelt, die Wellen sind wieder höher und schlagen hörbar und spürbar gegen den Schiffsrumpf. Der Grund für den Kurswechsel: Im Kanal tobt ein Orkan mit Windstärken um 11 Bf., die Kanalfähren zwischen dem Kontinent und GB bleiben in den Häfen. Zum Frühstück begrüßt uns Kapitän Kaminski nicht, denn er war vermutlich die ganze Nacht auf der Brücke. Beim Mittagessen erfahren wir, dass wir vielleicht noch eine Nacht länger auf der Atlantic Sea bleiben werden.
28.-31.10. Der Wind bläst stärker, die Wellen werden etwas höher, tragen auch schon Schaumkrönchen, aber alles bleibt im Rahmen. Nur Fische und Meeressäuger sehen wir keine, dafür jede Menge Vögel. Als die See auffrischt, nimmt der Kapitän etwas Fahrt raus, wir werden langsamer – was den Vorteil hat, dass sich auch die Vibrationen verringern und wir besser schlafen. Der Kurs des Frachters wurde geändert: Wir fahren nicht südlich an Irland vorbei, sondern nördlich und dann ganz langsam durch die Hafen-Schleuse von Liverpool, die gerade eben breit genug ist für unser Schiff. Beim Landgang erkunden wir wieder die Stadt der Beatles und der Musik; es ist deutlich kälter als bei unserem Stadtbummel im Mai.
25.-27.10. Auf diesem Schiff weht ein anderer Wind: Kapitän Pjotr Kaminski persönlich zeigt uns auf der Brücke, wie die Rettungsweste richtig umgelegt wird, und führt uns vor, wie der Rettungsanzug angezogen wird; wir machen das nach, nachdem die Rettungsmontur in die jeweils passende Größe getauscht wurde. Am nächsten Tag lädt uns der Kapitän auf die Brücke ein und nimmt sich gut 1,5 Stunden Zeit, um uns die Instrumente zur Steuerung des Schiffs zu erläutern und bei einem Rundgang unsere Womos im Frachtraum zu zeigen. Tags drauf führt uns der Maschinen-Offizier sein blitzsauberes, ultralautes Reich vor mit den 22.000 PS-Motoren, der immens großen Schiffsschraube und den Werkstätten, in denen die Verschleißteile und manche Ersatzteile selbst hergestellt werden. Es gibt erstmals Wein oder Bier zum Essen, denn wir sind jetzt auf hoher See. Wir beobachten den Start des Wetterballons, genießen die herrliche Sonne und sehen den Blas von drei Walen in der Ferne. Für die nächsten Tage ist schlechteres Wetter angesagt, weil ein Tropensturm über dem Atlantik liegt; wir sollen alles Schwere und Lose nach unten räumen oder in den Schränken verstauen: Winterzeit im Nordatlantik.
24.10. Vor drei Tagen haben wir Frida zum Hafen gebracht, die Prozedur war denkbar einfach: Vom Hafeneingang bringt uns ein Ceres-Mitarbeiter zur Hafenbehörde, wo wir die Frachtpapiere des Spediteurs abgeben; das Fahrzeug wird nachgemessen und die Risse in der Windschutzscheibe notiert, Fahrerhausschlüssel abgeben (Schlüssel für Innenraum und Außenklappen behalten wir) – und das war es schon. Heute Morgen haben wir die Reisetasche zum Port gerollt und sind auf Atlantic Sea eingecheckt: nur Pass abgeben, Schlüssel entgegennehmen, rauf aufs Oberdeck und Kabine 2 beziehen. Die Atlantic Sea wurde 2016 in China gebaut und von Prinzessin Anne getauft. Der Frachter hat auch harte Betten, aber die Toilette verträgt das benutzte Klopapier und der Deckel senkt sich selbsttätig langsam ab; der Grundriss der Kabine ist derselbe wie auf der Hinreise mit der Atlantic Sky. Wir haben acht nette Mitreisende aus England, der Schweiz, Landkreis Harburg und Stuttgart/Allgäu. Und einen sehr freundlichen, zugänglichen Kapitän, der uns mit Handschlag begrüßt und jeden Tag bei jeder Mahlzeit kurz zum Passagiertisch kommt und Infos und Erläuterungen gibt oder nach unserem Befinden fragt. Ganz anders als auf der Hinfahrt.