An der Grenze zu Alaska

Wir haben extra den Kühlschrank leer gefuttert, inklusive allem Obst und Gemüse. Doch das wird an der Grenze mit einer kurzen Frage abgehakt, ebenso wie Waffen, Drogen und Bärenspray. Auch ohne elektronische Voranmeldung (ESTA) müssen wir nur die Fingerabdrücke beider Hände abliefern, dann ein schnelles Foto ohne Brille, und schon kommt das Visum aus dem Drucker und wird in den Pass getackert und gestempelt. Da wir noch keine US-Dollar haben, bekommen wir sogar die 6 Dollar pro Person erlassen. Toll. Welcome to Alaska.

Der Top-of-the-World Highway

17.7. Wir haben einen Tag in Dawsen City abgewettert, denn wir wollten schönes Wetter auf dem „Gipfel der Welt“. Wir verlassen Yukon Territory auf einer wunderbaren, einsamen Straße auf dem Bergkamm. Die unendlich scheinenden Nadelwälder werden abgelöst durch Tundra und Taiga. Der Blick geht nach Norden bis zu den schroffen Bergen der Ogilvie Mountains, die wir vor ein paar Tagen auf dem Weg nach und von Inuvik durchfahren haben. Keine Ahnung, wie das Gebirge im Süden heißt.

Menschenleer ist es hier zwar, aber doch nicht ganz einsam. Weiß jemand, wie ein Stachelschwein aussieht? Falls dies eins ist. Wir hätten nicht gedacht, dass Stachelschweine hier in der nordischen Kälte leben können. Halten die Winterschlaf wie die Bären? Hätten wir öfter gutes Internet, würden wir selbst recherchieren. Hildegard + Albert sagen, dies sei ein Baumstachler.

Schaufelraddampfer in und außer Betrieb

Das Herz des Klondike

16.7. Dawson City, eine kleine Handelsniederlassung am Zusammenfluss von Klondike und Yukon, wurde 1897 fast über Nacht zur Boomtown. Allerdings nur für wenige Jahre. Während des Goldrauschs 1897/1898 lebten hier zeitweise bis zu 30.000 Menschen in Häusern und Zelten – die größte Stadt westlich von Winnipeg und Hauptstadt des neu gegründeten Yukon Territory. 1940 lebten nur noch rund 1000 Menschen in Dawson, 1953 verlor die Stadt auch noch den Status als Territorial-Hauptstadt an Whitehorse.

Heute boomt das Städtchen wieder, wenn auch nur im Sommer. Denn hier lässt sich ein Hauch der Goldrauschzeit noch erahnen: Bei Diamond Tooth Gertie‘s wird wie ehedem gezockt und getanzt. Abseits des Highways gibt es keine asphaltierten Straßen, die Bürgersteige bestehen aus Holzbrettern. Viele alte Häuser wurden sorgfältig restauriert, neue Gebäude in ähnlichem Stil dazu gebaut. Manche Häuserensemble sind nicht mehr zu retten, denn sie versinken langsam im Permafrostboden, wie etwa die St. Andrews Kirche von 1901.

Trotz Permafrost und wegen der Sonne, die Tag und Nacht scheint, wachsen hier jede Menge Früchte und Gemüse, und sie werden immens groß. Beim Farmers Markt wurden riesige Spitzkrautköpfe und Fleischtomaten angeboten, dicke Kohlrabi, Rüben und Rettiche. Dazu natürlich Brombeeren und Himbeeren, das Schälchen für 6-8 Dollar. Auch mitten in Dawson City wird gegärtnert: Hier gedeihen Tomaten im kleinen Gewächshaus und Erdbeeren in der Blumenampel am Balkon. Der Sommer ist zwar kurz, aber warm und 24 Stunden hell.

Ausflug an den Bonanza Creek

14.7. Der erste Goldklumpen wurde 1896 am Bonanza Creek, einem Nebenfluss des Klondike, entdeckt. Als diese Nachricht die Öffentlichkeit erreichte, brach der Klondike-Goldrausch aus. Im Tal wurden Claims abgesteckt, das Bachbett umgebuddelt, Tunnel in die gefrorene Erde gegraben. In den Minenschächten brannten Feuer, um die Erde aufzutauen und mittels Winden an die Oberfläche zu bringen, damit im Frühjahr Gold gewaschen werden konnte. Auch an den Nachbarbächen wurden die Goldsucher fündig. Insgesamt wurde hier Gold im Wert von mehr als 500 Mio. Dollar ausgegraben.

Als der erste Hype vorüber und die Claim-Besitzer reich geworden waren, verkauften viele ihren Anteil an die großen Minengesellschaften. Nach 1900 wurde es ruhiger am Klondike und seinen Nebenbächen, die Menschen zogen weiter zu den neu entdeckten Goldfeldern in Alaska. Die Minengesellschaften durchwühlten nun die Bachbetten mit großem Gerät. Bis heute wird hier Gold abgebaut, etwa 80 bis 100 Familien leben noch von den Goldfunden. In manchen Claims werden seit über 120 Jahren ununterbrochen erfolgreich Nuggets und Goldstaub ausgewaschen.

Der schwimmende Schaufelradbagger „Gold Dredge Nr. 4“ konnte Gold im großen Stil zutage fördern: Vorne wird die goldhaltige Erde eingesogen, im Inneren der Dredge wird das Edelmetall in einer sich drehenden Trommel ausgewaschen, der Kies wird nach hinten ausgeworfen und bildet die gewaltigen Schuttberge, die rund um Dawson City zu sehen sind. Die Dredge war durchschnittlich 200 Tage pro Jahr, 24 Stunden am Tag, in Betrieb. Bedient wurde sie von nur drei Arbeitern; zum Aufbau allerdings waren sehr viele mehr Hände und einige Monatev nötig.

Eine neue Reise