Heimreise und Fazit

Wir fahren über den Brenner und sind nach acht Wochen und 4.160 km wieder zuhause. Wir sind um viele gute Erfahrungen reicher, haben überaus gastfreundliche Menschen kennengelernt, eine grandiose Natur durchstreift und großartige kulturelle Schätze bewundert.

 

Wir haben die hervorragende sizilianische Küche ausgiebig genossen und festgestellt, dass die Fährfahrt von Genua nach Palermo nicht mehr gekostet hat als die Rückreise durch Italien. Teuer war auch diese Langzeitreise nicht: Wir haben alles in allem 37 Euro pro Person und Tag ausgegeben.

 

Sant‘Apollinare in Classe bei Ravenna

Der Sporn am italienischen Stiefel

29.-31.3. Schon von weitem ragt die Halbinsel Gargano bis auf über 1000 m aus dem Tiefland empor – ein Kalkrücken, der geologisch gar nicht zu Italien, sondern zu Dalmatien gehört. Und so sieht die Küste auch aus: Steile Kalkfelsen erheben sich über dem türkisblauen Meer, in den sandigen Buchten stehen einzelne Hotels, Ferienhaussiedlungen und Campingplätze – mehr gibt der weiche Boden nicht her. Die ständig bewohnten Orte liegen hoch über dem Strand. Dahinter erstrecken sich weite, schattige Wälder mit Eichen, Buchen und Ahornbäumen. Beate war vor 40 Jahren schon einmal hier und hatte vieles anders in Erinnerung. 

 

Vieste ist das touristische Zentrum des Gargano. An der Spitze der Landzunge thront das Kastell, das unter Friedrich II. erbaut wurde; die Altstadt wird überragt von der Kathedrale, die zur Mittagszeit leider geschlossen ist. Also suchen wir eine geöffnete Gaststätte – was nicht ganz einfach ist, weil die Saison noch nicht begonnen hat, obwohl schon viele Touristengruppen (auch viele deutsche) in der Stadt unterwegs sind. Heute haben wir Pech und erwischen die schlechteste Kneipe dieser Reise: Unsere Lasagne war nur eine lauwarme Miniportion, drei Lagen Nudelteil mit einem Hauch von Bolognese, ertränkt in ungewürzter Tomatensoße – igitt.

 

Da erwischen wir im Nachbarort Peschici eine ganz andere kulinarische Hausnummer: Ein Restaurant beim Torre del Ponte, das eigentlich erst an Ostern öffnet, hat Mitleid mit den flanierenden Touristengruppen und wirft den Herd an. Wie genießen verschiedenste eingelegte Gemüsehappen und Risotto mit Meeresfrüchten bzw. Tagliatelle mit Garnelen, begleitet von verschiedenen Grüßen aus der Küche – überaus köstlich! Ansonsten ist Peschici ein netter Ferienort. Den Karfreitagsriten können wir auch hier nicht entkommen: Allerorten laufen die Vorbereitungen auf die abendliche Prozession durch die Gassen der Stadt.

 

Die achteckige Burg von Friedrich II.

28.3. Castel del Monte heißt ein Meisterwerk, das der Stauferkaiser selbst geplant haben soll; ob er jemals selbst hier war, ist nicht verbürgt. Das symmetrische Oktogon beeindruckt mit seinem harmonischen Aufbau. Im Erd- und im Obergeschoss sind jeweils acht trapezförmige Räume, mit Wendeltreppen verbunden, mit Kaminen heizbar; sogar Toiletten sind vorhanden – aber im ganzen Haus gibt es weder Küche noch Vorratsräume! Aus Horst Sterns Buch „Der Mann aus Apulien“ wissen wir, dass Friedrich II. an Magen-Darm-Problemen litt. Vielleicht spielte deshalb die Nahrungsbereitung in seinen Planungen keine Rolle.

 

Autofahren in Süditalien

ItalienerInnen haben einen ganz eigenen Fahrstil: Man muss immer vorausschauend fahren, die Vorfahrerin kann plötzlich die Fahrbahn wechseln oder abbiegen, für ein Schwätzchen anhalten oder beim Parken mit dem Heck noch weit in die Fahrbahn ragen – geparkt wird überall. Umgekehrt profitieren wir von der Aufmerksamkeit des Hinterfahrers, der es nicht übelnimmt, wenn wir noch kurzfristig links abbiegen müssen oder an Engstellen die Straße blockieren. Verkehrsschilder gelten allenfalls als Hinweis, es wird viel zu schnell gefahren und an den unmöglichsten Stellen überholt – und telefoniert wird eh ständig.

Die Straßen in Süditalien und auf Sizilien sind höchst unterschiedlich. Die Autobahnen sind weit überwiegend in sehr gutem Zustand und im Süden meist kostenfrei. Die Land- oder Kreisstraßen dagegen sind oft ausgefahren, manchmal am Fahrbahnrand weggebrochen, ab und zu hat sich die Fahrbahn halb abgesenkt. Ärgerlich und gefährlich aber sind die Schlaglöcher: meist 5 cm tief, manchmal aber auch 15 cm – das rumpelt im Küchenschrank, wenn wir nicht ausweichen können. Doch immer wieder treffen wir Straßenbaukolonnen, die diese Löcher mit Asphalt füllen – bis der nächste LKW sie wieder aufreißt.

 

Molfetta wird herausgeputzt

27.3. Der Alte Dom aus dem 12./13. Jh. erhebt sich direkt am Fischereihafen von Molfetta: leider ist er wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. In andere Kirchen dürfen wir nur kurz einen Blick werfen oder werden ausgesperrt: Ostern steht vor der Tür und da ist erst mal Großreinemachen angesagt; zudem muss die große Prozession an Karfreitag vorbereitet werden. Über den Gassen der Altstadt hängen viele schwarz gekleidete Frauenpuppen – das steht wohl auch in Zusammenhang mit einem hiesigen Karwochen-Brauch? Wir nutzen derweil die tollen Angebote in der Fischhalle und dem Obst- und Gemüsemarkt.

 

Am Mare Adriatico

26.3. Monopoli ist kein Spiel, sondern ein lebendiges Hafenstädtchen an der Adria. Über dem Meer wacht ein Kastell aus dem 16.Jh., das heute zu einer Ausstellung mit Miro-Bildern einlädt. Im Hafen liegen Fischerboote, die mit Einzelhaken arbeiten, hintereinander aufgereiht und an einer langen Leine ins Wasser gelassen; in Island wurde so Kabeljau gefangen. In die engen Gassen zwängt sich der Turm der Kathedrale, die Wäsche an den Balkonen ist mit Plastikfolie abgedeckt – es regnet immer noch (oder schon wieder). Wir machen Regenpause in einem netten Restaurant und genießen die Antipasti-Platte mit Auster und Seeigel.

 

Die Trulli von Alberobello

Begehrte Filmkulisse und Welterbe

25.3. Mel Gibson drehte „Passion Christi“ in Matera, Pier Paolo Pasolini sein „Matthäus-Evangelium“; beide bevorzugten - statt des Originalschauplatzes in Bethlehem - den Dreh in den „Sassi“, den Höhlenbehausungen von Matera. Ab den 1950er-Jahren galten diese Wohnungen für Mensch und Tier als „nationale Schande“, und die BewohnerInnen wurden umgesiedelt.  Seit den 1970er-Jahren wurden die Höhlen im Kalktuff restauriert, seit 1993 zählen sie zum UNESCO-Welterbe. Wir haben leider für unseren Spaziergang durch Matera einen Regentag erwischt – und müssen wohl nochmal wiederkommen, irgendwann.

 

Am Strand von Onda Azzurra

Wieder auf dem europäischen Festland

23.-25.3. Von Villa San Giovanni geht ein letzter Blick über die Straße von Messina nach Sizilien. Es war sehr schön auf der Insel, wir aber wollen heute noch ein Stück weiter die „Fußspitze“ hoch, bis nach Coriglione Calabro. Die (im Süden kostenlose) Autobahn ist in sehr gutem Zustand, es geht schnell voran durch die zahlreichen Tunnel und Brücken am Rand der Aspro-Berge. Nördlich der Provinzhauptstadt Cosenza führt uns das Navi runter von der Autobahn und quer durch das Hügelland auf schönen, engen Straßen zum Golf von Taranto. Die Höhen sind noch weiß bepudert – das haben wir so weit im Süden nicht mehr erwartet.

 

Wo auf den Höhen Schnee liegt, hat es unten im Tal geregnet. Wie wir von unseren Platznachbarn auf dem gut besuchten Camping „Onda Azzurra“ erfahren, war das Wetter in den vergangenen zwei Wochen überwiegend regnerisch. Dieses schöne Sträßchen hat unser Navi als Abkürzung zum Camping vorgeschlagen – auch ohne Allrad kein Problem, wir haben ja 60 cm Wattiefe. Das Wetter bessert sich, wir erleben einen sonnigen Tag mit Spaziergängen am einsamen Strand, Steine suchen, Treibholz fotografieren und den Wellen zuschauen. Abends singt uns ein einsamer Vogel mit seinen regelmäßigen Rufen in den Schlaf.

 

Eine neue Reise