Die Bauwerke, die Alvar Aalto in Helsinki und anderen Städten in der Welt hinterlassen hat, sind eindrucksvoll und prägen das Umfeld oder ragen als Leuchttürme aus der umgebenden Gebäudemasse heraus. In Wolfsburg ist das anders. Die selbst ernannte „Autostadt“ ist erst vor rund 80 Jahren entstanden, dank enormer Gewerbesteuereinnahmen reich geworden – und hat dann wahllos, wie es scheint, Stararchitekten aus aller Welt angeheuert, auf dass sie eine Stadt bauen. Herausgekommen ist ein Wirrwarr an Architekturstilen, die sich beliebig aneinanderreihen. Wir haben dennoch die Perlen des finnischen Architekten Alvar Aalto gefunden: Das Kulturhaus in der Fußgängerzone (heute Stadtbücherei, VHS, Kulturinitiativen etc.) und die Heilig-Geist-Kirche im Stadtteil Klieversberg, die in ihrer Schlichtheit nordischen Charme versprüht.
Stabkirchen sind eine typisch skandinavische Kirchenbauweise, die größte steht in Heddal in Norwegen. Um so mehr waren wir überrascht, eine Original-Stabkirche in Harz zu finden – in Goslar-Hahnenklee. Erbaut wurde sie 1907/1908 aus heimischem Fichtenholz – und war damit auch günstiger als ein vergleichbarer Backsteinbau. Mit 240 Sitzplätzen ist sie größer als ihre norwegischen Vorbilder, große Fenster lassen zudem viel Licht in den Kirchenraum. Seit 1996 verfügt die Stabkirche über ein Glockenspiel mit 18 Glocken, 2002 waren es schon 26 Glocken, und 2005 wurde das vieroktavige Carillon mit insgesamt 49 Glocken eingeweiht. Über den Sommer gibt es monatliche Carillonkonzerte mit internationalen Glockenspielern.
In Fallun in Südschweden wurde wie in der „Grube Samson“ in Sankt Andreasberg überwiegend Silber gefördert. In dem komplett erhaltenen Bergwerk des historischen Oberharzer Erzbergbaus wurden von 1521 bis 1910 Silbererze gefördert; danach lieferte es noch bis Ende der 1980er Jahre 80 % der elektrischen Energie von Sankt Andreasberg. Sehenswert sind die 9 m und 12 m hohen Wasserräder aus Holz, die unter Tage für den Transport von Material und Menschen sorgten. Highlight ist aber die weltweit einzige noch betriebsbereite „Fahrkunst“: Der Quasi-Vorläufer des Paternoster bewegte sich in zwei Strängen nur 2-3 m hoch und runter, und doch konnten die Bergleute damit mehrere 100 m in die Tiefe an ihren Arbeitsplatz gelangen – und viel schneller wieder rauf als zu Fuß über die früher üblichen Leitern.
Bei Vic im Süden Islands nennt man die senkrechten Säulen „Trolle“; sie sind durch Vulkaneruptionen entstanden. Am Nordrand des Harzes bei Weddersleben heißen die Gesteinstürme „Teufelsmauer“. Sie sind ein Relikt aus der Kreidezeit, als die Harzscholle sich nach Norden über das Vorland schob. Durch Druck und Kieselsäure verfestigte sich einen Teil des Sandsteins und blieb nach einer Verwitterungsphase stehen. Die BewohnerInnen rundum nutzten den harten Sandstein der Teufelsmauer gerne als Baumaterial, was der preußische Landrat Weihe 1833 verbot. Seit 1935 ist die „Teufelsmauer Neinstedt-Weddersleben“ Naturschutzgebiet.
Die Bronzeskulptur an der Uferpromenade „Langelinie“ in Kopenhagen ist durch das Märchen von Hans Christian Andersen inspiriert, in dem die Meerjungfrau alles opfert, um mit ihren schönen Prinzen an Land vereint zu sein. Die Mummelsee-Nixe steht für verschiedene, eher düstere Sagen aus dem Schwarzwald: Eine erzählt von drei Nixen, die an Seegrund wohnen und den umliegenden Dörfern beim Spinnen helfen – und durch menschliche Profitgier vertrieben wurden. Eine andere berichtet, dass ein liebeskranken junger Mann, der die Uhr eine Stunde zurückdreht, um länger mit seinem Seeweiblein zusammen zu sein; doch weil sie zu spät auf den Seegrund zurückkommt, darf sie nie wieder an Land. Andere Geschichten munkeln, dass die Nixe die Menschen, die sich ihr nähern, in den Abgrund zieht. Alles eher unfreundliche Varianten.
Island steht für Feuer und Eis, und natürlich für Wasserfälle und Geysire. An letztere erinnern die historischen Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe (UNESCO-Welterbe) in Kassel. Wir bewundern die große Wasserkunst, die sich auf 2,3 km Länge und über 200 Höhenmeter durch den barocken Park ergießt. Weil wir langsamer wandern als das Wasser fließt, sorgen Teiche und Reservoire für verzögerten Durchfluss. Es geht von den Kaskaden beim Herkulesbauwerk über den Steinhöfer Wasserfall, die Teufelsbrücke und das Aquädukt bis zur Fontäne, die (ganz ohne Maschinenhilfe, allein durch die Kraft des Wassers) quasi als Geysir vor Schloss Wilhelmshöhe 50 m in die Höhe schießt – eine volle Viertelstunde lang.